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Die Theorie der Pflanzen

von Jan Scholten

 

Einleitung

Bei der Theorie der Pflanzen handelt es sich um eine Systematik des Pflanzenreichs, wie ich sie bereits in meinem Buch ‚Wunderbare Pflanzen‘ beschrieben habe. Diese Theorie hat für das Pflanzenreich die gleiche Bedeutung wie die Theorie der Elemente für das Mineralreich: Es ist eine systematische Erfassung aller uns bekannten Pflanzen. Man kann diese Systematik mit einem Navigationssystem vergleichen und sie als Wegweiser im sprichwörtlichen Dschungel des Pflanzenreichs verstehen. Sie hilft uns, die pflanzlichen Arzneien besser kennenzulernen und ein tieferes Verständnis für die Beziehungen der Mittel untereinander zu entwickeln.

 

Die Theorie der Elemente

Um die Theorie der Pflanzen verstehen zu können, muss man die Theorie der Elemente mit ihren entsprechenden Serien und Stadien kennen. Die systematische Erfassung aller Elemente, die wir dort finden, beschreibt dieselben in Bezug auf ihre Position im Periodensystem: die entsprechende Serie und die entsprechende Spalte. Die Reihen (Serien) liefern uns eine Beschreibung des vorliegenden Themas, erklären also, in welchem Bereich das Problem liegt. Die Siliziumserie zum Beispiel hat viel mit Beziehungsproblemen zu tun und enthält die großen ‚Beziehungsmittel‘ wie Silizium, Phosphor, Sulfur und Chlor. Die Spalten (Stadien) beschreiben das subjektive Erleben eines Menschen in Bezug auf seine Probleme und wie er sie angeht – ist er eher zögerlich oder schreitet er entschieden zur Tat?

 

Die Theorie der Elemente ist einfach zu erklären: zu jedem Element oder Atom gehören 2 Aspekte – eine Serie und ein Stadium. Die zugrundeliegende Ordnung lässt sich leicht anhand einer Tabelle, einer zweidimensionalen Grafik, darstellen. Bei den Salzen wird die Sache schon ein wenig komplizierter, weil in diesen Fällen zwei Elemente aufeinandertreffen und man es mit zwei Serien und zwei Stadien zu tun hat. Trotzdem kann man es problemlos in einer graphischen Darstellung erfassen.

 

Die Theorie der Pflanzen

Die Systematik der Pflanzen ist komplexer als die Theorie der Elemente. Während man das Periodensystem der Elemente in einem zweiachsigen Format, also einer Übersichtstafel, darstellen kann, verlangt die komplexere Struktur des Pflanzenreichs nach mehreren Dimensionen. Die zentrale Struktur der Theorie der Elemente – die Serien und Stadien - bleibt erhalten, wird aber durch Phasen und Subphasen (s. auch weiter unten) ergänzt. Aus diesem Grund stellen wir die Struktur des Pflanzenreichs nicht zweidimensional dar, sondern in Form eines Baumes, was natürlich dem Wesen dieser Theorie sehr nahe kommt. Jeder ‚Hauptast‘ des Baumes repräsentiert eine Serie des Periodensystems, z. B. die Kohlenstoffserie oder die Silberserie, und wird entsprechend nummeriert. Jede weitere Verzweigung des Baumes erhält ebenfalls eine Nummer und immer so weiter bis zum letzten ‚Blatt‘ - der Gattung. Wir haben also eine Folge von 6 Zahlen, die hintereinander gelesen werden und die uns anleitet, die Platzierung der Pflanze in der Systematik zu finden.

 

Die ‚Hauptäste‘ des Baumes entsprechen den Phyla (Abteilungen), die wie folgt beschrieben werden:

 

Verzweigung 1: unterteilt das Pflanzenreich in 7 Phyla oder Abteilungen, die den 7 Serien entsprechen:

 

1.      Wasserstoffserie: Rote und braune Algen

2.      Kohlenstoffserie: Grünalgen

3.      Siliziumserie: Bryophyta, Moose, Lebermoose, Hornmoose

4.      Eisenserie: Pteridophyta, Sporenpflanzen wie zum Beispiel Farne und Lycopodium

5.      Silberserie: Gymnospermae (Nacktsamer),also Pinien und Palmfarne (Cycadales)

6.      Goldserie, Lanthanide: Angiospermae (Bedecktsamer), die Blütenpflanzen

7.      Uranserie: Pilze

 

Ein Großteil der Pflanzen, die wir in der Homöopathie verwenden, stammt aus der Abteilung der Angiospermen, den Blütenpflanzen, die in der Systematik durch die erste Ziffer 6 repräsentiert werden. In den meisten Fällen spielt diese Zahl keine Rolle. Die Pflanzen in dieser Abteilung stehen für die derzeit höchste Entwicklungsstufe und haben eine direkte Verbindung zu unserem Zeitalter. Alle anderen Abteilungen können wir als Überreste der Vergangenheit betrachten, die uns an das Zeitalter der Dinosaurier oder noch früher erinnern. Pflanzen aus diesen Abteilungen sind nur in besonderen Situationen indiziert.

 

Lassen Sie uns einmal das Beispiel Tradescantia virginiana (Dreimasterblume) nehmen, zu der wir in dieser Ausgabe auch eine Fallstudie bringen: die Nummerierung der Pflanze lautet 633.46.13, die erste Ziffer 6 steht für das Phylum, oder die Abteilung der Blütenpflanzen.

 

Verzweigung 2: Der nächste Ast entspricht den Klassen, also einer untergeordneten Rangstufe zur Abteilung.

 

Die Klassen entsprechen den Serien, wie wir sie aus dem Periodensystem kennen. Die entsprechenden Themen werden hier auf eine verfeinerte Art und Weise aufgegriffen. Man kann es als fraktales Gebilde beschreiben, welches aus mehreren verkleinerten Kopien seiner selbst besteht. Es handelt sich hier nicht nur um einzelne Serien, sondern um Aufschichtungen, in denen sich alle vorangegangenen Serien vereinen. Nehmen wir zum Beispiel die Magnolianae: dort finden wir die Themen der Kohlenstoffserie und der Wasserstoffserie. In den Malvanae wiederum sind die Themen der Wasserstoffserie, der Kohlenstoffserie, der Siliziumserie, der Eisenserie und der Silberserie enthalten.

 

In der Abteilung der Blütenpflanzen werden die Serien wie folgt zugeordnet:

 

1.      Wasserstoffserie: Amborellanae

2.      Kohlenstoffserie: Magnolianae

3.      Siliziumserie: Lilianae, die Monokotyledonen

4.      Eisenserie: Fabanae, Eurosiden 1, einschließlich Proteales, Sabiales, Trochodendrales, Buxales, Gunnerales, Vitales

5.      Silberserie: Malvanae, Eurosiden 2, einschließlich Saxifragales, Geraniales, Myrtales, Santalales

6.      Lanthanide/Goldserie: Asteranae

7.      Uraniumserie: noch nicht bekannt

Die zweite Ziffer in unserem Beispiel Tradescantia virginiana ist die 3: 633.46.13. Die Ziffer 3 an zweiter Stelle bedeutet, dass die Pflanze den Lilianae zugeordnet wird und die Themen der ersten 3 Serien vertreten sind: Wasserstoffserie, Kohlenstoffserie und Siliziumserie. Diese Ziffer ist von zentraler Bedeutung. Sie führt uns zum Hauptproblem eines Falles, d.h. zur entsprechenden Serie. Man liest das Baumdiagramm von unten nach oben und kann so ausarbeiten auf welcher Ebene sich das Problem befindet, also welche Serie angesprochen wird. Anders ausgedrückt: auf diese Weise lassen sich bestimmte Gruppierungen – Klassen – ausschließen. Wenn z. B. in einer Problemstellung keine Aspekte der Lanthanide zu finden sind, dann kann man die Asteranae ausschließen. Sind keine Themen der Silberserie zu erkennen, kommen die Malvanae nicht in Frage etc.

 

Verzweigung 3: Unterteilung der Klassen in Unterklassen

 

Die Klassen werden - ähnlich wie die Abteilungen in Klassen - in Unterklassen aufgeteilt. Hierzu werden, wie bei den Abteilungen auch, ebenfalls die Serien genutzt, um Unterscheidungen benennen zu können. An dieser Stelle kommt zum Ausdruck, auf welcher Serie der Schwerpunkt liegt.

Die Lilianae z. B. können wie folgt unterteilt werden:

 

3.1 Silizium, Wasserstoff: Acoridae, Acoruscalamus

3.2. Silizium, Kohlenstoff: Aridae, Familie der Aronstabgewächse

3.3 Silizium, Silizium: Liliidae, ein Großteil der Monokotyledonen

 

Die dritte Ziffer bei Tradescantia virginiana ist ebenfalls eine 3 - 633.46.13. Die 3 an dritter Stelle bedeutet, dass die Betonung auf der dritten Serie, also der Siliziumserie liegt. Wir können zwar auch Themen der Kohlenstoffserie, wie z. B. Geldsorgen und gesundheitliche Probleme, erkennen, der Schwerpunkt jedoch gilt den Themen Beziehung und Familie.

 

Verzweigung 4: Die Unterteilung der Unterklassen in Ordnungen mithilfe der Phasen.

 

Bei den ‚Phasen‘ handelt es sich um ein neues Konzept, welches aber in direkter Verbindung zum Periodensystem der Elemente steht. Die Phasen entsprechen sowohl der botanischen Rangstufe der Ordnungen als auch den 8 Spalten, wie sie in den ersten Serien des Periodensystems zu finden sind (Kohlenstoffserie und Siliziumserie). Hier sehen wir die fortschreitende Entwicklung im Leben eines Menschen entsprechend seiner Stellung innerhalb des sozialen Gefüges. Phase 1 z. B. entspricht den Elementen Lithium und Natrium, man steht am Anfang und ist noch weit davon entfernt, ein Bestandteil der Gruppe zu sein. Phase 4 steht in der Mitte und entspricht den Elementen Kohlenstoff und Silizium, die beide einen festen Platz in der Gruppe haben. Wie in Spalte 10 des Periodensystems ist man sich dort seiner eigenen Stellung sehr wohl bewusst. Phase 7 kann man mit Fluor und Chlor vergleichen und entspricht ungefähr dem Empfinden von Stadium 17 – sich von der Gruppe ausgestoßen fühlen. In der Theorie der Pflanzen gibt es nur 7 Phasen und nicht 8 Stadien wie in den Kohlenstoff- und Siliziumserien. Spalte 8 ist die Spalte der Inertgase, also der reaktionsträgen Gase oder der Edelgase, die es so im Pflanzenreich nicht gibt. Im Reich der Pflanzen dreht sich alles um Wachstum und Reaktion, einen entsprechenden ‚trägen‘ Zustand gibt es dort nicht.

 

Eine Unterteilung der Unterklasse Lilianae in Phasen (Ordnungen) liest sich wie folgt:

 

1.      Alismatales

2.      Dioscoreales

3.      Pandanales

4.      Commelinales

5.      Asparagales

6.      Liliales

7.      Orchidales

 

Die vierte Ziffer in unserem Beispiel (Tradescantia virginiana) ist die 4 – 633.46.13. Eine 4 an vierter Stelle heißt, dass die Pflanze der Phase 4 zuzuordnen ist, also der Ordnung der Commelinales. Diese Zuordnung lässt erkennen, dass diese Menschen ein Gespür für Stabilität und Loyalität haben, dass die Dinge eher starr und rigide sind und auch so bleiben sollten. Bei Tradescantia bezieht sich diese Thematik auf ihre Beziehungen, sie legen viel Wert auf Stabilität und feste Beziehungsgeflechte. In ihrer Familie fühlen sie sich am wohlsten und sind ihr gegenüber sehr loyal.

 

Verzweigung 5: Unterteilung der Ordnungen in botanische Familien anhand der Subphasen.

 

Auch der Begriff ‚Subphase‘ ist neu und stellt eine weitere Unterteilung der Phasen dar, vergleichbar mit den kleineren Zweigen eines Baumes. Wie bei den Phasen gibt es auch hier 7 Subphasen, die sich auf den Begriff der Familie im botanischen Sinne bezieht. Eine Subphase hebt die Phase auf eine andere Ebene und macht eine feinere Differenzierung möglich. An dieser Stelle nehmen wir das subjektive Empfinden eines Menschen genau unter die Lupe. Wir schauen uns an, wie der Mensch seine Stellung innerhalb seines sozialen Gefüges erlebt. Bei den Phasen dagegen betrachten wir die Situation wie sie tatsächlich ist. In unserem Beispielfall von Tradescantia virginiana nimmt die Patientin eine zentrale Rolle innerhalb der Familie ein und äußert die Meinung, dass eine Beziehung für immer halten sollte (Phase 4). Ihr subjektives Erleben (Subphase) der Situation ist ganz anders: Sie fühlt sich ausgenutzt und übervorteilt (633.46.13). Subphase 6 ist Sauerstoff und Sulfur sehr ähnlich, die beide in Stadium 16 des Periodensystems stehen, in dem man sich ausgenutzt, missbraucht, übervorteilt fühlt und glaubt, mehr geben zu müssen als man bekommt und sich deshalb ausgeschlossen fühlt. Ein Tradescantia-Patient fühlt sich in Beziehungen zu Freunden oder Partnern schnell ausgenutzt.

 

Die Commeliniden werden wie folgt in Subphasen aufgeteilt.

 

1.      Cyperaceae

2.      Poaceae, die Gräser

3.      Dasypogonaceae

4.      Arecaceae; die Palmengewächse

5.      Zingiberales

6.      Commelinales

7.      Bromeliaceae

 

In unserem Beispiel von Tradescantia virginiana (633.46.13) wird Phase 4 mit Subphase 6 kombiniert. Phase 4 heißt, dass sich die Patientin eigentlich eine stabile und langfristige Ehe oder Beziehung wünscht, sich aber unsicher ist und das Gefühl hat, die Beziehung sei schon halb beendet (Subphase 6).

 

Phase und Subphase vermischen sich oft, weil sie so eng miteinander verstrickt sind. In allen Situationen, in allen Gruppendynamiken spielen beide Aspekte eine Rolle, was häufig zu Konflikten führen kann. Zuweilen lassen sich Phase und Subphase nur schwer voneinander trennen, weil sie dieselben Informationen vermitteln, nur auf unterschiedliche Art und Weise. Der Unterschied besteht darin, dass die Phase etwas Grundlegenderes ist, sie zeigt, wie die Situation wirklich ist oder wie sie sein sollte, zum Beispiel, dass jemand tatsächlich das Familienoberhaupt ist. Die Phasen stellen eine tiefgehende, zentrale Wahnidee dar. Die Subphasen zeigen uns, wie der Betroffene sich in seiner Situation fühlt, warum etwas nicht so ist wie es sein sollte, wie zum Beispiel in unserem Fall, in dem die Patientin das Gefühl äußert, ihre Beziehung sei schon halb beendet, dass sie nicht mehr ‚richtig zur Familie gehören‘.

 

Verzweigung 6: Unterteilung der Familien in Gattungen und Arten anhand der Stadien.

 

Jede botanische Familie kann in 17 Stadien unterteilt werden, die den 18 Stadien des Periodensystems entsprechen (Stadium 18, die Spalte der Inertgase, wird in der Theorie der Pflanzen nicht berücksichtigt). Anhand der Stadien kann man die Gattungen einer Familie unterscheiden, es ist so, als würde man sich die einzelnen Blätter eines Baumes genauer anschauen. Man kann es mit einer Differenzierung der Familien mithilfe der Miasmen vergleichen, die Stadien sind aber präziser in der Anwendung und führen uns auf direktem Wege zum Arzneimittel.

 

Einige Familien haben nur wenige Stadien, sieben oder sogar nur eine. Zum Beispiel haben die Acorales nur eine Gattung, nämlich Acorus.

 

Die letzte Zahl in der Nummerierung von Tradescantia virginiana ist die 13 – 633.46.13. Die Zahl 13 an sechster Stelle bedeutet, dass Tradescantia sich in Stadium 13 befindet. Sie sind verbittert und wütend, können aber ihre Wut nicht zum Ausdruck bringen und müssen ihren Zorn die meiste Zeit für sich behalten. Tradescantia fühlt sich in einer Beziehung ausgenutzt und möchte diese gern beenden, fühlt sich aber gebunden und ist generell sehr loyal. Gleichzeitig fühlen sie sich nicht in der Lage, ihrem Ärger Luft zu machen und unterdrücken ihre Gefühle lieber.

 

Entwicklung

Die Theorie der Pflanzen stützt sich auf die APGIII-Klassifikation (Angiosperm Phylogeny Group III). Die Klassifikation der Angiospermen nach APGIII  gilt als das modernste Instrument zur systematischen Erfassung des Pflanzenreiches und untersucht die Zugehörigkeit einzelner Pflanzen mithilfe der DNA-Analyse. Sie wird von vielen Wissenschaftlern als die zurzeit zuverlässigste Methode anerkannt. Aber selbst die APG3-Klassifikation unterliegt nicht den starren Regeln des Periodensystems. Sie befindet sich immer noch in der Entwicklung, was man allein an der Tatsache erkennen kann, dass die Veröffentlichungen der Forschungsgruppe fortlaufend erneuert werden.

 

Obwohl sich die Theorie der Pflanzen größtenteils auf die APG3-Klassifikation stützt, gibt es doch deutliche Abweichungen. Diese Abweichungen sind meist unerheblich und stehen nicht im Widerspruch zu den Erkenntnissen der APGIII, zum Beispiel, wenn Gruppierungen zusammengefügt oder gespalten werden müssen. In manchen Fällen jedoch wurden ganze Gruppierungen verschoben und mit der Zeit wird sich zeigen, welche Platzierung für unsere Zwecke am besten geeignet ist.

 

Die Benennung der Gruppen ist stark an die APG3-Klassifikation angelehnt, insbesondere in Hinblick auf die Familien und Ordnungen. Gruppierungen der höheren Rangstufen, wie z. B. die Klassen und Unterklassen entsprechen nicht unbedingt der APG3-Klassifikation.

 

Lily; Russavia; Creative Commons Attribution 2.0 Generic license

Wunderbare Pflanzen

Jan Scholten

Eine neue homöopathische Botanik
952 Seiten, geb.
erschienen 2015
Best.-Nr. 15202
€ 158

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Seminar:
Wunderbare Pflanzen

von 23.-25. Januar 2015.

Kategorie: Theorie

Schlüsselwörter: Theorie der Pflanzen, Klassifikation der Pflanzen, APGIII, Periodensystem der Elemente

Die Theorie der Pflanzen

von Jan Scholten

 

Einleitung

Bei der Theorie der Pflanzen handelt es sich um eine Systematik des Pflanzenreichs, wie ich sie bereits in meinem Buch ‚Wunderbare Pflanzen‘ beschrieben habe. Diese Theorie hat für das Pflanzenreich die gleiche Bedeutung wie die Theorie der Elemente für das Mineralreich: Es ist eine systematische Erfassung aller uns bekannten Pflanzen. Man kann diese Systematik mit einem Navigationssystem vergleichen und sie als Wegweiser im sprichwörtlichen Dschungel des Pflanzenreichs verstehen. Sie hilft uns, die pflanzlichen Arzneien besser kennenzulernen und ein tieferes Verständnis für die Beziehungen der Mittel untereinander zu entwickeln.

 

Die Theorie der Elemente

Um die Theorie der Pflanzen verstehen zu können, muss man die Theorie der Elemente mit ihren entsprechenden Serien und Stadien kennen. Die systematische Erfassung aller Elemente, die wir dort finden, beschreibt dieselben in Bezug auf ihre Position im Periodensystem: die entsprechende Serie und die entsprechende Spalte. Die Reihen (Serien) liefern uns eine Beschreibung des vorliegenden Themas, erklären also, in welchem Bereich das Problem liegt. Die Siliziumserie zum Beispiel hat viel mit Beziehungsproblemen zu tun und enthält die großen ‚Beziehungsmittel‘ wie Silizium, Phosphor, Sulfur und Chlor. Die Spalten (Stadien) beschreiben das subjektive Erleben eines Menschen in Bezug auf seine Probleme und wie er sie angeht – ist er eher zögerlich oder schreitet er entschieden zur Tat?

 

Die Theorie der Elemente ist einfach zu erklären: zu jedem Element oder Atom gehören 2 Aspekte – eine Serie und ein Stadium. Die zugrundeliegende Ordnung lässt sich leicht anhand einer Tabelle, einer zweidimensionalen Grafik, darstellen. Bei den Salzen wird die Sache schon ein wenig komplizierter, weil in diesen Fällen zwei Elemente aufeinandertreffen und man es mit zwei Serien und zwei Stadien zu tun hat. Trotzdem kann man es problemlos in einer graphischen Darstellung erfassen.

 

Die Theorie der Pflanzen

Die Systematik der Pflanzen ist komplexer als die Theorie der Elemente. Während man das Periodensystem der Elemente in einem zweiachsigen Format, also einer Übersichtstafel, darstellen kann, verlangt die komplexere Struktur des Pflanzenreichs nach mehreren Dimensionen. Die zentrale Struktur der Theorie der Elemente – die Serien und Stadien - bleibt erhalten, wird aber durch Phasen und Subphasen (s. auch weiter unten) ergänzt. Aus diesem Grund stellen wir die Struktur des Pflanzenreichs nicht zweidimensional dar, sondern in Form eines Baumes, was natürlich dem Wesen dieser Theorie sehr nahe kommt. Jeder ‚Hauptast‘ des Baumes repräsentiert eine Serie des Periodensystems, z. B. die Kohlenstoffserie oder die Silberserie, und wird entsprechend nummeriert. Jede weitere Verzweigung des Baumes erhält ebenfalls eine Nummer und immer so weiter bis zum letzten ‚Blatt‘ - der Gattung. Wir haben also eine Folge von 6 Zahlen, die hintereinander gelesen werden und die uns anleitet, die Platzierung der Pflanze in der Systematik zu finden.

 

Die ‚Hauptäste‘ des Baumes entsprechen den Phyla (Abteilungen), die wie folgt beschrieben werden:

 

Verzweigung 1: unterteilt das Pflanzenreich in 7 Phyla oder Abteilungen, die den 7 Serien entsprechen:

 

1.      Wasserstoffserie: Rote und braune Algen

2.      Kohlenstoffserie: Grünalgen

3.      Siliziumserie: Bryophyta, Moose, Lebermoose, Hornmoose

4.      Eisenserie: Pteridophyta, Sporenpflanzen wie zum Beispiel Farne und Lycopodium

5.      Silberserie: Gymnospermae (Nacktsamer),also Pinien und Palmfarne (Cycadales)

6.      Goldserie, Lanthanide: Angiospermae (Bedecktsamer), die Blütenpflanzen

7.      Uranserie: Pilze

 

Ein Großteil der Pflanzen, die wir in der Homöopathie verwenden, stammt aus der Abteilung der Angiospermen, den Blütenpflanzen, die in der Systematik durch die erste Ziffer 6 repräsentiert werden. In den meisten Fällen spielt diese Zahl keine Rolle. Die Pflanzen in dieser Abteilung stehen für die derzeit höchste Entwicklungsstufe und haben eine direkte Verbindung zu unserem Zeitalter. Alle anderen Abteilungen können wir als Überreste der Vergangenheit betrachten, die uns an das Zeitalter der Dinosaurier oder noch früher erinnern. Pflanzen aus diesen Abteilungen sind nur in besonderen Situationen indiziert.

 

Lassen Sie uns einmal das Beispiel Tradescantia virginiana (Dreimasterblume) nehmen, zu der wir in dieser Ausgabe auch eine Fallstudie bringen: die Nummerierung der Pflanze lautet 633.46.13, die erste Ziffer 6 steht für das Phylum, oder die Abteilung der Blütenpflanzen.

 

Verzweigung 2: Der nächste Ast entspricht den Klassen, also einer untergeordneten Rangstufe zur Abteilung.

 

Die Klassen entsprechen den Serien, wie wir sie aus dem Periodensystem kennen. Die entsprechenden Themen werden hier auf eine verfeinerte Art und Weise aufgegriffen. Man kann es als fraktales Gebilde beschreiben, welches aus mehreren verkleinerten Kopien seiner selbst besteht. Es handelt sich hier nicht nur um einzelne Serien, sondern um Aufschichtungen, in denen sich alle vorangegangenen Serien vereinen. Nehmen wir zum Beispiel die Magnolianae: dort finden wir die Themen der Kohlenstoffserie und der Wasserstoffserie. In den Malvanae wiederum sind die Themen der Wasserstoffserie, der Kohlenstoffserie, der Siliziumserie, der Eisenserie und der Silberserie enthalten.

 

In der Abteilung der Blütenpflanzen werden die Serien wie folgt zugeordnet:

 

1.      Wasserstoffserie: Amborellanae

2.      Kohlenstoffserie: Magnolianae

3.      Siliziumserie: Lilianae, die Monokotyledonen

4.      Eisenserie: Fabanae, Eurosiden 1, einschließlich Proteales, Sabiales, Trochodendrales, Buxales, Gunnerales, Vitales

5.      Silberserie: Malvanae, Eurosiden 2, einschließlich Saxifragales, Geraniales, Myrtales, Santalales

6.      Lanthanide/Goldserie: Asteranae

7.      Uraniumserie: noch nicht bekannt

Die zweite Ziffer in unserem Beispiel Tradescantia virginiana ist die 3: 633.46.13. Die Ziffer 3 an zweiter Stelle bedeutet, dass die Pflanze den Lilianae zugeordnet wird und die Themen der ersten 3 Serien vertreten sind: Wasserstoffserie, Kohlenstoffserie und Siliziumserie. Diese Ziffer ist von zentraler Bedeutung. Sie führt uns zum Hauptproblem eines Falles, d.h. zur entsprechenden Serie. Man liest das Baumdiagramm von unten nach oben und kann so ausarbeiten auf welcher Ebene sich das Problem befindet, also welche Serie angesprochen wird. Anders ausgedrückt: auf diese Weise lassen sich bestimmte Gruppierungen – Klassen – ausschließen. Wenn z. B. in einer Problemstellung keine Aspekte der Lanthanide zu finden sind, dann kann man die Asteranae ausschließen. Sind keine Themen der Silberserie zu erkennen, kommen die Malvanae nicht in Frage etc.

 

Verzweigung 3: Unterteilung der Klassen in Unterklassen

 

Die Klassen werden - ähnlich wie die Abteilungen in Klassen - in Unterklassen aufgeteilt. Hierzu werden, wie bei den Abteilungen auch, ebenfalls die Serien genutzt, um Unterscheidungen benennen zu können. An dieser Stelle kommt zum Ausdruck, auf welcher Serie der Schwerpunkt liegt.

Die Lilianae z. B. können wie folgt unterteilt werden:

 

3.1 Silizium, Wasserstoff: Acoridae, Acoruscalamus

3.2. Silizium, Kohlenstoff: Aridae, Familie der Aronstabgewächse

3.3 Silizium, Silizium: Liliidae, ein Großteil der Monokotyledonen

 

Die dritte Ziffer bei Tradescantia virginiana ist ebenfalls eine 3 - 633.46.13. Die 3 an dritter Stelle bedeutet, dass die Betonung auf der dritten Serie, also der Siliziumserie liegt. Wir können zwar auch Themen der Kohlenstoffserie, wie z. B. Geldsorgen und gesundheitliche Probleme, erkennen, der Schwerpunkt jedoch gilt den Themen Beziehung und Familie.

 

Verzweigung 4: Die Unterteilung der Unterklassen in Ordnungen mithilfe der Phasen.

 

Bei den ‚Phasen‘ handelt es sich um ein neues Konzept, welches aber in direkter Verbindung zum Periodensystem der Elemente steht. Die Phasen entsprechen sowohl der botanischen Rangstufe der Ordnungen als auch den 8 Spalten, wie sie in den ersten Serien des Periodensystems zu finden sind (Kohlenstoffserie und Siliziumserie). Hier sehen wir die fortschreitende Entwicklung im Leben eines Menschen entsprechend seiner Stellung innerhalb des sozialen Gefüges. Phase 1 z. B. entspricht den Elementen Lithium und Natrium, man steht am Anfang und ist noch weit davon entfernt, ein Bestandteil der Gruppe zu sein. Phase 4 steht in der Mitte und entspricht den Elementen Kohlenstoff und Silizium, die beide einen festen Platz in der Gruppe haben. Wie in Spalte 10 des Periodensystems ist man sich dort seiner eigenen Stellung sehr wohl bewusst. Phase 7 kann man mit Fluor und Chlor vergleichen und entspricht ungefähr dem Empfinden von Stadium 17 – sich von der Gruppe ausgestoßen fühlen. In der Theorie der Pflanzen gibt es nur 7 Phasen und nicht 8 Stadien wie in den Kohlenstoff- und Siliziumserien. Spalte 8 ist die Spalte der Inertgase, also der reaktionsträgen Gase oder der Edelgase, die es so im Pflanzenreich nicht gibt. Im Reich der Pflanzen dreht sich alles um Wachstum und Reaktion, einen entsprechenden ‚trägen‘ Zustand gibt es dort nicht.

 

Eine Unterteilung der Unterklasse Lilianae in Phasen (Ordnungen) liest sich wie folgt:

 

1.      Alismatales

2.      Dioscoreales

3.      Pandanales

4.      Commelinales

5.      Asparagales

6.      Liliales

7.      Orchidales

 

Die vierte Ziffer in unserem Beispiel (Tradescantia virginiana) ist die 4 – 633.46.13. Eine 4 an vierter Stelle heißt, dass die Pflanze der Phase 4 zuzuordnen ist, also der Ordnung der Commelinales. Diese Zuordnung lässt erkennen, dass diese Menschen ein Gespür für Stabilität und Loyalität haben, dass die Dinge eher starr und rigide sind und auch so bleiben sollten. Bei Tradescantia bezieht sich diese Thematik auf ihre Beziehungen, sie legen viel Wert auf Stabilität und feste Beziehungsgeflechte. In ihrer Familie fühlen sie sich am wohlsten und sind ihr gegenüber sehr loyal.

 

Verzweigung 5: Unterteilung der Ordnungen in botanische Familien anhand der Subphasen.

 

Auch der Begriff ‚Subphase‘ ist neu und stellt eine weitere Unterteilung der Phasen dar, vergleichbar mit den kleineren Zweigen eines Baumes. Wie bei den Phasen gibt es auch hier 7 Subphasen, die sich auf den Begriff der Familie im botanischen Sinne bezieht. Eine Subphase hebt die Phase auf eine andere Ebene und macht eine feinere Differenzierung möglich. An dieser Stelle nehmen wir das subjektive Empfinden eines Menschen genau unter die Lupe. Wir schauen uns an, wie der Mensch seine Stellung innerhalb seines sozialen Gefüges erlebt. Bei den Phasen dagegen betrachten wir die Situation wie sie tatsächlich ist. In unserem Beispielfall von Tradescantia virginiana nimmt die Patientin eine zentrale Rolle innerhalb der Familie ein und äußert die Meinung, dass eine Beziehung für immer halten sollte (Phase 4). Ihr subjektives Erleben (Subphase) der Situation ist ganz anders: Sie fühlt sich ausgenutzt und übervorteilt (633.46.13). Subphase 6 ist Sauerstoff und Sulfur sehr ähnlich, die beide in Stadium 16 des Periodensystems stehen, in dem man sich ausgenutzt, missbraucht, übervorteilt fühlt und glaubt, mehr geben zu müssen als man bekommt und sich deshalb ausgeschlossen fühlt. Ein Tradescantia-Patient fühlt sich in Beziehungen zu Freunden oder Partnern schnell ausgenutzt.

 

Die Commeliniden werden wie folgt in Subphasen aufgeteilt.

 

1.      Cyperaceae

2.      Poaceae, die Gräser

3.      Dasypogonaceae

4.      Arecaceae; die Palmengewächse

5.      Zingiberales

6.      Commelinales

7.      Bromeliaceae

 

In unserem Beispiel von Tradescantia virginiana (633.46.13) wird Phase 4 mit Subphase 6 kombiniert. Phase 4 heißt, dass sich die Patientin eigentlich eine stabile und langfristige Ehe oder Beziehung wünscht, sich aber unsicher ist und das Gefühl hat, die Beziehung sei schon halb beendet (Subphase 6).

 

Phase und Subphase vermischen sich oft, weil sie so eng miteinander verstrickt sind. In allen Situationen, in allen Gruppendynamiken spielen beide Aspekte eine Rolle, was häufig zu Konflikten führen kann. Zuweilen lassen sich Phase und Subphase nur schwer voneinander trennen, weil sie dieselben Informationen vermitteln, nur auf unterschiedliche Art und Weise. Der Unterschied besteht darin, dass die Phase etwas Grundlegenderes ist, sie zeigt, wie die Situation wirklich ist oder wie sie sein sollte, zum Beispiel, dass jemand tatsächlich das Familienoberhaupt ist. Die Phasen stellen eine tiefgehende, zentrale Wahnidee dar. Die Subphasen zeigen uns, wie der Betroffene sich in seiner Situation fühlt, warum etwas nicht so ist wie es sein sollte, wie zum Beispiel in unserem Fall, in dem die Patientin das Gefühl äußert, ihre Beziehung sei schon halb beendet, dass sie nicht mehr ‚richtig zur Familie gehören‘.

 

Verzweigung 6: Unterteilung der Familien in Gattungen und Arten anhand der Stadien.

 

Jede botanische Familie kann in 17 Stadien unterteilt werden, die den 18 Stadien des Periodensystems entsprechen (Stadium 18, die Spalte der Inertgase, wird in der Theorie der Pflanzen nicht berücksichtigt). Anhand der Stadien kann man die Gattungen einer Familie unterscheiden, es ist so, als würde man sich die einzelnen Blätter eines Baumes genauer anschauen. Man kann es mit einer Differenzierung der Familien mithilfe der Miasmen vergleichen, die Stadien sind aber präziser in der Anwendung und führen uns auf direktem Wege zum Arzneimittel.

 

Einige Familien haben nur wenige Stadien, sieben oder sogar nur eine. Zum Beispiel haben die Acorales nur eine Gattung, nämlich Acorus.

 

Die letzte Zahl in der Nummerierung von Tradescantia virginiana ist die 13 – 633.46.13. Die Zahl 13 an sechster Stelle bedeutet, dass Tradescantia sich in Stadium 13 befindet. Sie sind verbittert und wütend, können aber ihre Wut nicht zum Ausdruck bringen und müssen ihren Zorn die meiste Zeit für sich behalten. Tradescantia fühlt sich in einer Beziehung ausgenutzt und möchte diese gern beenden, fühlt sich aber gebunden und ist generell sehr loyal. Gleichzeitig fühlen sie sich nicht in der Lage, ihrem Ärger Luft zu machen und unterdrücken ihre Gefühle lieber.

 

Entwicklung

Die Theorie der Pflanzen stützt sich auf die APGIII-Klassifikation (Angiosperm Phylogeny Group III). Die Klassifikation der Angiospermen nach APGIII  gilt als das modernste Instrument zur systematischen Erfassung des Pflanzenreiches und untersucht die Zugehörigkeit einzelner Pflanzen mithilfe der DNA-Analyse. Sie wird von vielen Wissenschaftlern als die zurzeit zuverlässigste Methode anerkannt. Aber selbst die APG3-Klassifikation unterliegt nicht den starren Regeln des Periodensystems. Sie befindet sich immer noch in der Entwicklung, was man allein an der Tatsache erkennen kann, dass die Veröffentlichungen der Forschungsgruppe fortlaufend erneuert werden.

 

Obwohl sich die Theorie der Pflanzen größtenteils auf die APG3-Klassifikation stützt, gibt es doch deutliche Abweichungen. Diese Abweichungen sind meist unerheblich und stehen nicht im Widerspruch zu den Erkenntnissen der APGIII, zum Beispiel, wenn Gruppierungen zusammengefügt oder gespalten werden müssen. In manchen Fällen jedoch wurden ganze Gruppierungen verschoben und mit der Zeit wird sich zeigen, welche Platzierung für unsere Zwecke am besten geeignet ist.

 

Die Benennung der Gruppen ist stark an die APG3-Klassifikation angelehnt, insbesondere in Hinblick auf die Familien und Ordnungen. Gruppierungen der höheren Rangstufen, wie z. B. die Klassen und Unterklassen entsprechen nicht unbedingt der APG3-Klassifikation.

 

Lily; Russavia; Creative Commons Attribution 2.0 Generic license

Wunderbare Pflanzen

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erschienen 2015
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Kategorie: Theorie

Schlüsselwörter: Theorie der Pflanzen, Klassifikation der Pflanzen, APGIII, Periodensystem der Elemente




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