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Danielle ist eine reizende Frau. Sie ist 1952 geboren, Buddhistin und Vogelbeobachterin. Sie hat in der Finanzinvestitionsfirma Ihres Mannes gearbeitet, hat aber wenig Interesse an diesem Geschäftsfeld. Sie trägt ihr Haar kurz und schlicht und hat rosige, hohe Wangenknochen. Wie viele Frauen in Seattle kleidet sie sich sportlich und zweckmäßig im Outdoor-Look.

Ich stelle diesen Fall als Beispiel für eine tiefgreifende Heilung vor, die nicht über Nacht oder durch die einmalige Einnahme einer Arznei passierte, sondern als Entwicklung über mehrere Jahre hinweg verstanden werden muss. Ich will aufzeigen, wie sich Patienten durch die langfristige Gabe eines guten Mittels verändern können und die therapeutische Begleitung - die im vorliegenden Fall zur Selbstreflektion anregte - einen neue Maßstäbe setzt für die Erforschung und Anerkennung des eigenen Heilungsprozesses.

(Anmerkung des Herausgebers: Dieser Fallbericht wurde erheblich gekürzt, die Kernaussagen der über neun Jahre hinweg stattfindenden Anamnesen aber so weit wie möglich beibehalten.)

März 2003 – die Berufung zur Kontemplation

Danielle (D): „Meine erste Priorität ist nicht meine körperliche Gesundheit. Ich habe eine Berufung zur Kontemplation. Ich würde gern die Frage für mich klären, wie ich mehr Freude haben und dienen kann. Aber ich bin nicht ausgeglichen genug, um mich diesen Dingen zu stellen. Manchmal kann ich es nicht ertragen (Tränen). Hat es einen Sinn, mir Hilfe zu holen?

„Ich bin seit 1986 Buddhistin und praktiziere täglich zwei Stunden Meditation. Ich glaube, dass die Homöopathie eine Ergänzung zur Meditation ist.

„Mein Vater war riesig – eine tiefe Stimme voller Wut. Er drohte, uns zu schlagen; er beschimpfte uns verbal. Ich war sehr eingeschüchtert von ihm, aber ich habe mich immer wieder gegen ihn gewehrt. Ich hatte große Angst vor ihm. Ich glaubte, dass ich das, was er für mich empfand, verdient hatte. Als er sehr alt war hatten wir eine enge Beziehung. Er starb im November 2001. In der Nacht, in der er starb, wurde er durch meinen Besuch sehr unruhig. Er brachte seinen Hass, sein Misstrauen und seine Negativität mir gegenüber zum Ausdruck. Das brachte mich in einen Zustand der blanken Einschüchterung. Seit seinem Tod bin ich ein Wrack. Ich kann das, was er mir ‚geschenkt‘ hat, annehmen. Ich kann nicht mit meinen Freunden zusammen sein, weil ich stolz darauf bin, ein ehrliches Leben zu führen…“

Krista Heron (KH): Ein ehrliche Leben zu führen?

D: „Jede Freundschaft ist auf einer Lüge gegründet, weil sie mich nicht leiden können. Ich vertraue ihnen nicht genug, um ihnen zu sagen, wie zerbrechlich mein psychischer Zustand ist. Darunter gibt es immer ein Gefühl des Unwürdig-seins. Wenn ich daran glaubte, dass mein Körper und mein Geist sterben würden, wenn ich mich von einer Klippe stürze, dann würde ich das tun. Aber ich glaube, dass mein Geist darunter leiden würde. Diese Selbstabsorption und dieses Bewusstsein von mir selbst sind so schmerzhaft. Ich habe Wege gefunden, mich zu verlieren. Ich kann nur Freude empfinden, wenn ich mich auf langen Exerzitien allein zurückziehe und mein Schmerz in diesen Momenten aufgedeckt wird.

Ich fühle mich unzulänglich, intellektuell minderwertig, unattraktiv und sozial unbeholfen. Als Teenager habe ich kaum gesprochen. In meinen Zwanzigern habe ich mich in die Arbeit gestürzt und jemanden geheiratet, den ich nicht mochte und zu dem ich deswegen auch keine Beziehung aufbauen musste. Heute würde ich ihn niemals heiraten. Mein Mann versteht das nicht.

„Ich habe zwei Schwestern, beide älter als ich. Wir sind uns körperlich sehr ähnlich, wir haben alle eine Plantarfasziitis. Meine kommt von einem beschädigten Ischiasnerv rechts, wegen des langen Sitzens während der Meditation. Ich bin auf den Philippinen barfuß aufgewachsen, jetzt laufe ich nicht mehr barfuß.

„Ich habe Verstopfung, schon mein ganzes Leben lang, und ich habe Hämorrhoiden.

„Ich neige zu Nasennebenhöhlenentzündungen und habe Erkältungen, die in die Brust gehen. Wenn ich Milch trinke, schwellen meine Augen und Nebenhöhlen an und ich bekomme eine Erkältung. Ich bin auch gegen Schimmel allergisch und muss niesen und bekomme einen Juckreiz am Gaumen. Manchmal habe ich im Frühjahr Allergien und bin möglicherweise allergisch gegen Weizen. Sobald ich weniger esse, gehen auch diese Symptome zurück.

„Ich habe auch Probleme mit meinem Kreislauf. Meine Mutter hatte hohen Blutdruck, TIAs und kleinere Schlaganfälle.

„Als Kind hatte ich oft Grippe mit hohem Fieber; ich wurde mit Penicillin behandelt. Ich bin immer hinter dem LKW auf dem Feld hinterhergerannt, während er Pestizide versprühte.

„Als ich klein war, hatte ich Angst vor Menschen. Mit Erwachsenen habe ich nicht gesprochen. Ich war Einzelgänger.

„Mein Vater arbeitete für die Marine. Bis zum meinem 15. Lebensjahr habe ich auf dem Marinestützpunkt gelebt. Alle zwei Jahre wechselten die Familien, die einen ginge, die anderen kamen. Einige wenige sind geblieben. Ich besuchte die katholische Schule.

„Meine Mutter hatte immer extrem viel zu tun; alle sind zu uns nach Hause gekommen. Sie hat uns alle in das Auto gesetzt und Ausflüge mit uns gemacht. Wir waren wie eine Pfadfinderinnen-Gruppe; Für Babys hatte sie nicht viel übrig; sie behandelte uns wie Erwachsene.

„Die Beziehung meiner Eltern war schrecklich, trotzdem hat sie ihn in Schutz genommen. Ich fühlte mich von ihr verraten. Es wurde zum Schlachtfeld zwischen mir und meinem Vater. Ich habe immer gewusst, dass meine Mutter mich mag. Sie war nicht in der Lage, sich mit ihm zu arrangieren… wie ich das in meiner Ehe tue. Wir beide haben die positive Eigenschaft zu erkennen, dass die andere Person leidet, und verpflichten uns freiwillig, dem anderen nicht noch mehr zu schaden, allerding auf Kosten von uns selbst. Es würde meinem Mann schaden, wenn ich ihn verlassen würde.

„Ich wollte nie in einer Beziehung sein, habe mich aber immer wieder in einer gefunden; ich habe es sogar mit Frauen versucht. Als ich Sam kennenlernte, wusste ich, dass ich ihn heiraten musste. Am Tag unserer Hochzeit habe ich ihn gehasst. Er hat so viel Macht, weil ich sie ihm gebe. Das hat hier etwas mit Masochismus zu tun, es geht um das Loslassen, sich nicht hineinziehen lassen. Er ist unhöflich und egoistisch und doch liebe ich ihn wie meinen Vater. Ich fühle mich gefesselt, gefangen, ich will raus. Ich habe mich nach Nonnenklöstern umgeschaut. Ich habe schon einen Mann, der mich hasst und tot ist; vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, noch einen anderen zu haben… Es gibt keine klaren Grenzen zwischen meinem Vater und meinem Mann. Ich übernehme die Verantwortung für das, was sie fühlen. Sie sind der Meinung, dass ich im Unrecht bin und sie haben recht.

„Ich will ein offenes Herz haben. Ich will niemandem zur Last fallen.“

KH: Die Auseinandersetzungen mit dem Vater?

D: „Es war garstig. Mein ganzes Leben wurde zu einem Kampf. Schon früh schlief ich mit Soldaten; ich wurde zu dem, was mein Vater hasste. Ich stachelte meinen Vater dazu an, mich zu schlagen. Ich empfand Schadenfreude und sagte: ‚Nur zu‘. Ich fühlte so einen schrecklichen Hass, der sich dann gegen mich selbst richtete.“

KH: Wiederkehrende Träume?

D: „Ich bin gelähmt und es ist jemand im Zimmer, der mich umbringen will. Ich kann nicht aufwachen und fliehen.“

KH: Ängste?

D: „Dass ich von einem Mann gewaltsam getötet werde. Als Kind hatte ich eine Fantasie, in der ich mir ausmalte, dass ich meinen Körper verlassen würde; ich dissoziierte mich von der Erfahrung.

„Soziale Situationen sind schmerzhaft. Ich habe Angst, dass die Leute – auch die Babys – meine Wertlosigkeit erraten werden und nicht auf mich reagieren, nicht mit mir in Verbindung gehen werden. Ich wollte nie Kinder haben.

„Wir haben keinen Sex; ich lebe seit 1989 sexuell enthaltsam. Mit fünfundvierzig hatte ich eine Hysterektomie, weil ich Myome in der Gebärmutter hatte, danach kamen Hitzewallungen. Es war emotional niederschmetternd. Mein Zeitfenster für Geburten war weg, eben jener Moment, in dem Kinder kommen können. Ich glaube, dass die Gebärmutter ein nährendes, weibliches Organ ist.“

KH: Wut?

D: „Ich werde still. Ich schließe die Leute aus; ich mauere mich ein.“

Verordnung: Lac caninum 200

Analyse

Ich erkannte, dass Danielle ein Milchmittel brauchte und erkannte einige vertraute Begriffe, die auf diese spezifische Milch hinwiesen: Lüge, Maske und Unwürdigkeit.

Follow up

Das Mittel half ihr, die Depression zu überwinden und gab ihr den Mut, weiterzumachen. Ihr Bedürfnis nach Trostessen wurde weniger. Einige Zeit später kam die Depression jedoch wieder zurück, sie stellte sich selbst in Frage und übte Selbstkritik. „Warum kann ich Sam nicht lieben? Was ist mit mir los? Warum tue ich in meinem Leben nicht das, was mir gefällt? Ich komme mir dumm vor, wenn ich um Hilfe bitte.“

Verordnung: Lac caninum 200 und dann 1M half ihr auf der emotionalen Ebene.

D: „Ich fühle mich emotional wohler, akzeptiere meine Wut und meinen Zorn mehr. Ich urteile nicht mehr so sehr über mich selbst.“ Körperlich haben sich nur ihre Allergien gebessert. In den folgenden Monaten hat sie jedoch weiterhin zu kämpfen. „Ich habe solche Angst, etwas Falsches oder etwas Dummes zu sagen. Die Botschaft, die dahintersteckt, ist Selbsthass. Ich habe von Vorneherein beschlossen, dass ich in allem, was ich liebe, nicht gut sein würde. Deswegen arbeite ich in der Verwaltung und erarbeite mir den Ruf, kompetent zu sein. Ich bin wirklich eingeengt; ich bin schüchtern und misstrauisch. Ich habe Angst, es nicht zu schaffen, weil ich nicht intelligent genug oder einfühlsam genug bin.“

Im März 2004 wurde unter anderem aufgrund folgender Symptome Lac defloratum gegeben: Verlangen in ein Kloster zu gehen, Beleidigungen zu ertragen und trotzdem anderen etwas zu geben.

April 2004 – Absturz in die Depression

D: „Ich habe ein großes Verlangen nach Milch.

„Ich stürze in eine Depression. Ich bringe mein Leben mit dem meiner Mutter in Verbindung: Sie hatte wie ich ein niedriges Selbstwertgefühl. Es gibt erstaunliche Parallelen: Ihre Maske, die es niemandem erlaubte, sie wirklich zu kennen; was sie für ihren Mann empfand; sie hatte nicht viele Freunde, aber viele Menschen mochten und bewunderten sie; sie hielten sie für kompetent. Sie war depressiv, aber sie hatte ein unglaubliches Durchhaltevermögen. Ich habe Angst, dass mein eigenes Durchhaltevermögen gewinnen wird; dass nichts davon etwas mit meinem Vater oder mit Sam zu tun hat; es ist wirklich nur Angst, niedriges Selbstwertgefühl und das Leidensgefühl, am Leben bleiben zu müssen. Es gibt nur wenig Anlass zur Freude im Alltag.

„Meinen physischen Körper habe ich schon immer als widerlich empfunden. Ich fühle mich fett und hässlich, vor allem meine Oberschenkel. Ich hatte einen Traum. Ein Busfahrer schaute mich an und fuhr weg. Ich fühlte mich von allen abgeschnitten.

Verordnung: Lac humanum 200

Analyse

Es zeigt sich völlig klar, dass Lac defloratum nicht richtig war: Sie stürzt in eine Depression und hat das Gefühl, ihr miserables Leben ertragen zu müssen – wie eine sehr schwere Last. Sie fühlt sich noch mehr abgeschnitten, wie anhand des Traumes zu sehen ist. Sie benötigt aber immer noch ein Milchmittel, weil sie Parallelen zieht zwischen dem Leben ihrer Mutter und ihrem eigenen und ein ausgesprochenes Verlangen nach Milch hat.

Juni 2004

In den folgenden Monaten geht es ihr auf vielen Ebenen besser.

D: „Mein Selbstbewusstsein ist größer und ich geißele mich nicht mehr so sehr selbst, auch mein Selbstekel ist weniger geworden. Ich habe das Gefühl, wieder besser zu mir selbst zu finden. Sam und ich verstehen uns so viel besser. Ich versuche, die Opferrolle abzulegen.

Meine Plantarfasziitis ist fast verschwunden; ich habe mehr Energie, auch die Verstopfung und die Kopfschmerzen sind besser geworden. Zur Meditation setze ich mich nicht mehr im Schneidersitz hin, deswegen sind meine Ischiasbeschwerden besser geworden.“

Ein Jahr später stellt sie ihre Beziehung erneut in Frage.

April 2005

D: „Es vergeht kein Tag, an dem er nichts an mir auszusetzen hat. Ich habe immer mehr das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Ich kann nicht einfach etwas erschaffen, was gar nicht da ist. Es ist vergleichbar mit der Frage, wie ich Israel lieben kann, wenn ich in Palästina bin.

Ich empfinde keinen Selbsthass; ich verletzte mich nicht mehr selbst. Die Beziehungen zu meinen Freunden sind besser geworden.

„Ich habe Angst vor der Einsamkeit. Ich vertraue meinen eigenen Entscheidungen nicht; ich lege es fast darauf an, wieder verletzt zu werden. Das Mittel hat es mir ermöglich, das Gute in Sam zu sehen.“

Ihre Depression zeigte sich wieder: Sie hatte das Gefühl, nicht gesehen und gehört zu werden, fühlte sich hoffnungslos und abgeschnitten. Dennoch fing sie an, mehr über sich selbst zu reflektieren – auf gesunde Art und Weise.

D: "Früher hatte ich das Gefühl, dass nichts besser werden kann, jetzt weiß ich, warum ich nicht gemocht wurde. Einiges davon habe ich verdient, anderes liegt daran, dass meine Selbstbezogenheit missverstanden wurde. Früher habe ich Menschen überrollt, sie abgewertet, wenn ich ihre Ideen für unwürdig hielt. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich mehr Verständnis dafür habe, wie ich jemand sein kann, der sich kümmert und um den man sich kümmert.

"Meine Fersen sind wund, mein Rücken tut weh, ich habe Verstopfung und ich habe Allergien. Ich kann nicht aufhören, Milchprodukte zu essen."

Nachdem ich ihr für kurze Zeit wieder Lac caninum gegeben hatte, verordnete ich erneut Lac humanum in 1M.

August 2005

D: "Ich wäre fast nicht gekommen, weil ich mich so gut fühle. Unmittelbar nach der Einnahme des Mittels war meine Verstopfung besser, meinen Füßen ging es besser, und meiner Depression auch.

"Ich habe meine Mutter gefüttert. Sie kann wegen ihres Schlaganfalls nicht mehr selbst essen. Manchmal esse ich von ihrem Löffel.

"Ich sehe die Welt jetzt mit anderen Augen. Die Sorge, dass die Leute mich nicht mögen, bröckelt. Ich bin mehr in Kontakt mit meinen ehrlichen Gefühlen. Meine Mutter ist für mich realer geworden. Ich fühle mich weniger schuldig, wenn ich Nein zu ihr sage; ich mag sie; ich empfinde Dankbarkeit für sie; ich fühle mich nicht mehr dazu berufen, alles für sie zu regeln. Meine Persönlichkeit weitet sich. Es gibt eine Seite von mir, die ich integriert habe. Ich möchte Danni genannt werden. Ich werde kämpferisch. Ich kann fürsorglich sein, aber das ist nicht meine starke Seite. Früher wäre mir das peinlich gewesen, jetzt ist es einfach so."

Im Laufe der folgenden Monate sagt sie: "Was das allgemeine Glücklich-sein betrifft, geht es mir wunderbar. Ich empfinde so viel Mitgefühl. Im vergangenen Jahr hat sich sehr viel verändert. Ich war mein ganzes Leben lang einem ständigen Sturm der Negativität ausgesetzt, und jetzt habe ich das Bewusstsein, das zu ändern."

In der Zwischenzeit hat sie beschlossen, sich von ihrem Mann zu trennen.

D: "Es ist wunderbar, aber gleichzeitig bin ich aufgewühlt und verunsichert. Sam will reden, ich will einfach nur, dass es vorbei ist. Es ist schwierig, über Geld zu sprechen. Früher sehnte ich mich danach, dass entweder er oder ich stirbt.

"Meine Allergien sind wieder heftig, aber meinem Nacken geht es besser. Ich habe wieder Ischias."

Verordnung: Lac humanum 10M

In den folgenden Monaten gab es Höhen und Tiefen in der Beziehung zu ihrem Mann.

D: "Sam und ich versuchen es wieder. Er war auf einer Klausurtagung und ich war traurig. Ich war einsam; ich hatte nur die Katze.

"Ich vertraue ihm nicht genug. Ich bin offener, weniger eingeschüchtert. Ich will keine Bindung zu ihm. Ich empfinde viel Zuneigung, aber auch viel Abneigung.

"Ich kann Sam auch als echte Person sehen, als jemanden, den ich nicht ablehnen muss, weil er nicht so ist, wie ich ihn haben will. Ich werde heftig, und er zieht sich zurück. Ich mache kleine Schritte."

Inzwischen ist ihre Mutter gestorben. Ihre Beziehung zu ihrer religiösen Organisation verändert sich im Laufe der Zeit, ebenso wie die zu ihren Freunden.

D: "Ich praktiziere meine Religiosität durch meine Meditation, nicht in der Organisation. Sie verhält sich wie die katholische Kirche: es gibt nur den 'einen' Weg. So langsam entgleite ich meinen Rollen, die ich in der Organisation habe.

"Ich schließe mehr Freundschaften. Ich bin mehr verfügbar. Ich gehe Risiken ein. Ich bin mir bewusst, dass ich anders bin."

März 2009

D: "Ich erlebe oft ein 'tiefgreifendes Wohlgefühl', was neu für mich ist. Ich empfinde mehr Freude, dass ich am Leben bin. Ich habe bislang noch nie eine sinnvolle Arbeit gemacht. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich nicht weggehen kann. Ich tue immer mehr das, was ich auch wirklich will. Ich bin immer noch erstaunt, dass irgendjemand mit mir befreundet sein will, aber ich kann es spüren, ohne mich darin zu verfangen."

September 2009

D: "Ich möchte den Menschen wirklich sagen, dass ich sie liebe. Das habe ich früher nicht getan. Ich bin liebevoller geworden."

In dieser Zeit wurde Lac humanum 10M nach Bedarf wiederholt, dann Lac humanum 50M.

Februar 2010

D: "Jetzt habe ich Freunde und ich rede mit ihnen. Das war eine große Veränderung. Ich spreche nicht nur mit meinen Freunden, sondern ich finde auch neue Freunde. Mein Praktizieren ist ohne die Panikattacken ganz anders geworden. Ich habe viele alte Muster aufgelöst."

April 2010

D: "Ich sehe mich selbst in der Welt anders ... Ich habe nie bemerkt, dass ich wütend bin, wenn ich Depressionen habe. Jetzt will ich keine Maske mehr aufsetzen."

November 2010

D: "Ich denke, das ist ein guter Zeitpunkt, um Sam zu verlassen."

Es dauert mehr als ein Jahr, bis dies tatsächlich geschieht.

Juli 2011

D: "Ich habe im Exerzitienhaus gearbeitet. Es ist ein schwieriger Ort zum Arbeiten. Die Leute stempeln dich ab, sie denken darüber nach, wo du stehst mit deiner spirituellen Praxis; sie glauben, dass du größer bist als das in Wirklichkeit der Fall ist. Es ist mir ein Bedürfnis, mich für die Gemeinschaft, biologische Lebensmittel und nachhaltiges Leben einzusetzen. Es ist eine treibende Kraft, etwas zu tun, das wirklich nützlich für den Planeten ist. So ist es auch mit der Meditation; der Planet braucht sie."

Oktober 2011

D: "Ich schäme mich für meine Selbstgerechtigkeit. Ich kann alle Kommunikation blockieren. Ich habe das Gefühl, dass sie im Unrecht sind, und deswegen wirke ich verurteilend. Ich glaube, die Leute könnten sich schikaniert fühlen."

Dezember 2011

D: "Mein Praktizieren ist entspannter; Blockaden lösen sich auf. Es ist lange her, dass ich mir gewünscht habe, tot zu sein. Ich habe immer den schwierigsten Weg gesucht und bin da durch, aber jetzt habe ich zu mir selbst gefunden, ohne das Hintergrundgeplapper, das mir sagt, dass ich etwas tun muss. Ich habe mich zu jemandem hingezogen gefühlt, aber ich fürchte, es könnte eine Falle sein, in das Leben eines anderen zu geraten und das zu tun, was er auch tut."

Januar 2012

D: "Heute Morgen hatte ich einen Traum: Ich ging mit einer Freundin in einer ländlichen Gegend spazieren und dachte, dass wir von einer Gruppe Männer verfolgt werden. Als wir in einen Wald hinuntergingen, bekam ich einen Elfenjungen zu fassen und legte meine Hand auf seinen Mund. Er wehrte sich nicht. Als die Männer vorbeikamen, schauten sie in den Wald hinunter, und einer von ihnen sah den Jungen in meinen Armen an und sagte: "Hallo David". Also nahm ich meine Hand vom Mund des Jungen, und er fragte, ob er im Mondlicht spazieren gehen könne, und ich sagte ja, dann wachte ich auf. So bin ich aus der Angst ins Leben geglitten."

Analyse

Dies ist ein interessanter Traum: Sie ist mit einer Freundin zusammen (während sie in ihren Träumen normalerweise allein im Leben ist). Sie werden von Männern verfolgt (eine ihrer größten Ängste). Sie nimmt einen Jungen gefangen, der sich nicht wehrt (dieser Junge scheint ein Teil von ihr selbst zu sein: es ist bemerkenswert, dass sowohl ihr Name als auch der des Jungen ähnlich klingen). Die bedrohlichen Männer sehen den Jungen in ihren Armen und sagen "Hallo" (eine nicht bedrohliche Handlung). Der Junge wird freigelassen und bittet darum, im Mondlicht spazieren zu gehen - ein liebliches und entspanntes Bild. Als sie aufwacht, hat sie das Gefühl, von der Angst befreit zu sein und im Leben stehen zu dürfen.

April 2012

D: "Wenn sich eine Person ändert, verändert sich alles. Sam hat viel Respekt für meinen Freiraum, wir sind Freunde. Er spricht mich sanft auf mein Schwarz-Weiß-Denken an, während ich das früher vermieden habe.

"Ich meditiere nicht mehr zwei Stunden am Tag und mache mir keine Sorgen mehr über das, was die Organisation verlangt. Ich bin mir bewusst, dass ich die Organisation nur als negativ beschreibe, damit ich dort austreten kann. Ich habe nicht das Bedürfnis, Brücken abzubrechen oder etwas von mir wegzuschieben.

"Meine Schwester scheint die Nase voll zu haben von mir. Ich habe zweimal geträumt, dass sie stirbt. In dem einen gingen wir durch eine gefrorene Landschaft. Sie drehte sich um, um mir zu widersprechen, und rutschte dann unter das Eis. Ich dachte 'sie wird sterben' und dann erstarrte sie an Ort und Stelle."

Analyse des Traums

Die gefrorene Landschaft ist höchstwahrscheinlich ein Bild für ihr schwieriges familiäres Umfeld. 

In dem Moment, in dem die Schwester nicht einverstanden ist (sich durchsetzt), rutscht sie unter das Eis; das ist das Risiko, vor dem sich Danielle fürchtet - dass sie, wenn sie mit etwas nicht einverstanden ist und sich abgrenzt, gefangen und an Ort und Stelle festgefroren wird. Ich sehe diesen Traum als einen Ausdruck von Heilung und als Hinweis auf das nächste Selbstbild, das sie integrieren muss.

Oktober 2012

In den nächsten Monaten entwickelt sie sich weiter.

D: "Meine Träume in letzter Zeit drehen sich darum, dass ich mich mit dem männlichen Aspekt des Lebens wohler fühle. Träume gehören zu den Dingen, die ich immer unterdrückt habe, daher ist es gut, sie wieder in meinem Leben zu haben. Meine Träume stehen für die Kämpfe zwischen meinen beiden Namen: Danni und Danielle. Früher dachte ich, es ginge nur um männlich und weiblich, aber für mich ist Danni tiefgründiger, intuitiver, introvertierter, also diejenige, die bleibt. Danielle ist eher eine Maske; sie ist unglücklich darüber, nicht im Einklang zu stehen mit der Kultur. Jetzt gibt es noch einen dritten Namen - Daniella -, sie ist weicher, jemand, der mehr auf die Menschen zugeht. Ich spüre eine stille Freude in mir; ich fühle mehr.

"Ich bin jetzt in der Lage, auf eine Art und Weise mit Menschen umzugehen, wie ich es vorher nie konnte.  Ich werde zunehmend freundlicher und fühle mich mehr mit anderen Menschen verbunden; ich empfinde das als nährend. Ich spüre ein Gefühl der Gemeinschaft mit mir selbst und mit anderen - eher ein Gefühl der Fülle als ein Gefühl des Mangels. Ich bin so gut wie gar nicht mehr im Zentrum."

Januar 2016

Der Patientin geht es weiterhin gut. Ich treffe sie gelegentlich und höre regelmäßig von ihren Freunden, die mir berichten, wie gut es ihr geht.

Kommentar

Seit 1996 habe ich bei Massimo Mangialavori studiert, und vieles von dem, was ich in unseren Arzneien erkenne, sehe ich durch seine Brille, ergänzt durch meine eigene Erfahrung aus fast dreißig Jahren Praxis. Wir haben an vielen Projekten zusammengearbeitet, und in den letzten fünf oder sechs Jahren haben wir zusammen mit Dr. Betty Wood und John Sobraske an seiner Materia Medica Clinica geschrieben. Die erste Publikation dieser Reihe befasst sich mit den Milchmitteln.

Massimo schlägt vor, dass es drei Motive oder Beobachtungen gibt, die man bei der ersten Begegnung mit einem Lac humanum-Patienten leicht machen kann: Verlassenheit, falsche Oblativität[1] (ein Wort, das Massimo verwendet, um eine gebende oder altruistische Natur zu suggerieren, bei der der Fokus nicht auf dem Selbst, sondern auf anderen liegt) und Ehrgeiz. Danielle sprach über diese Motive auf unterschiedliche Weise. In der Erstanamnese sagt sie: " Ich würde gern die Frage für mich klären, wie ich mehr Freude haben und dienen kann...". Im weiteren Verlauf sagt sie: "Mein Hauptproblem ist es, das zu tun, wozu ich berufen bin; ich meide die Intimität mit mir selbst und verstricke mich in Aufgaben, anstatt meiner Glückseligkeit zu folgen." Und: "Mein Herz weiß nicht, wie es richtig handeln soll. Ich fürchte mich davor, selbstsüchtig zu sein, eine Entscheidung aus Egoismus zu treffen, anstatt das zu tun, was für alle richtig ist." Wir sehen dieses Thema des Dienens, der Selbstverpflichtung und des Ehrgeizes, das Heilung und Wiederherstellung demonstriert, in ihrer späteren Aussage „Es ist mir ein Bedürfnis, mich für die Gemeinschaft, biologische Lebensmittel und nachhaltiges Leben einzusetzen. Es ist eine treibende Kraft, etwas zu tun, das wirklich nützlich für den Planeten ist. So ist es auch mit der Meditation; der Planet braucht sie."

Massimo skizziert außerdem vier grundlegende Themen, die bei Patienten, die ein Milchheilmittel benötigen, beachtet werden sollten:

Familiäre Identität

Die Patientin hat Schwierigkeiten, ihr Leben und ihr Identität losgelöst von ihrer Familie zu sehen; stattdessen ist er immer noch in sie verstrickt und durch sie definiert. Für diese Menschen sind die eigenen Eltern immer noch der bestimmende Referenzwert. Sie haben auch eine ambivalente Beziehung zur Individuation. Sie fragen sich selbst: "Soll ich eine eigenständige Persönlichkeit werden? Werde ich damit meine Eltern enttäuschen? Ist es überhaupt möglich, meine eigene Persönlichkeit zu sein? Weiß ich, wer ich bin? Kann ich mich von ihnen lösen, kann ich mich trennen, kann ich die Nabelschnur durchtrennen?" Massimo stellt oft fest, dass seine Patienten, die auf Milchmittel ansprechen, aus einer überfürsorglichen Familie kommen. Ich habe jedoch beides erlebt: Familien, in denen es extreme Vernachlässigung und Missbrauch gab, und andere, die das Kind/den Erwachsenen nah an sich binden und undifferenziert halten wollten.

Dieses Thema kommt in der Erstanamnese in den folgenden Aussagen zum Ausdruck:

"In der Nacht, in der er starb, wurde er durch meinen Besuch sehr unruhig. Er brachte seinen Hass, sein Misstrauen und seine Negativität mir gegenüber zum Ausdruck… Seit seinem Tod bin ich ein Wrack… Ich glaubte, dass ich das, was er für mich empfand, verdient hatte. Ich kann das, was er mir ‚geschenkt‘ hat, annehmen.“

„Ich bringe mein Leben mit dem meiner Mutter in Verbindung: Sie hatte wie ich ein niedriges Selbstwertgefühl. Es gibt erstaunliche Parallelen: Ihre Maske, die es niemandem erlaubte, sie wirklich zu kennen; was sie für ihren Mann empfand; sie hatte nicht viele Freunde, aber viele Menschen mochten und bewunderten sie; sie hielten sie für kompetent. Sie war depressiv, aber sie hatte ein unglaubliches Durchhaltevermögen. Ich habe Angst, dass mein eigenes Durchhaltevermögen gewinnen wird.“

„Ich wurde zu dem, was mein Vater hasste. Ich stachelte meinen Vater dazu an, mich zu schlagen. Ich empfand Schadenfreude und sagte: ‚Nur zu‘. Ich fühlte so einen schrecklichen Hass, der sich dann gegen mich selbst richtete.“

"... liebe ich ihn [meinen Mann] wie meinen Vater. Ich fühle mich gebunden."

Und dann, im Follow up, sagt sie: "Ich kenne die richtigen Schritte nicht, ich kann nicht gehen oder - wie meine Mutter - nicht sprechen."

Verlassenheit

Patienten, die ein Milchmittel benötigen, machen häufig die Erfahrung oder haben Angst, verlassen zu werden. Sie fürchten sich oder fühlen sich von ihrer Familie oder anderen getrennt, und dies ist oft mit einem Gefühl der Unwürdigkeit oder Unzulänglichkeit verbunden.

In diesem Fall erzählt uns Danielle: "Für Babys hatte sie nicht viel übrig; sie behandelte uns wie Erwachsene." Und: "Ich habe Angst, dass die Leute – auch die Babys – meine Wertlosigkeit erraten werden und nicht auf mich reagieren, nicht mit mir in Verbindung gehen werden.“

Später sagt sie: "Ich habe meine Mutter gefüttert. Sie kann wegen ihres Schlaganfalls nicht mehr selbst essen. Manchmal esse ich von ihrem Löffel.“ ... . Meine Mutter ist für mich realer geworden. Ich fühle mich weniger schuldig, wenn ich Nein zu ihr sage; ich mag sie; ich empfinde Dankbarkeit für sie; ich fühle mich nicht mehr dazu berufen, alles für sie zu regeln." Und wenn sie über ihre Ersatzfamilie, ihre Sangha, spricht: "So langsam entgleite ich meinen Rollen, die ich in der Organisation habe."

Instinktive Integration

Diese Patienten haben Schwierigkeiten, sich selbst auszudrücken, zum Beispiel, wenn sie wütend oder intim sind; allein die Tatsache, dass sie eigene Bedürfnisse oder Wünsche haben, kann einen inneren Konflikt hervorrufen. Sie befürchten, dass sie damit ihre familiäre Beziehung gefährden, was zu Trennung und Verlassenheit führen könnte. Und weil es im Leben darum geht, Idealen zu dienen, empfinden sie einen Konflikt, sobald sie ein persönliches Bedürfnis haben, weil sie dies als egoistisch interpretieren.

Danielle veranschaulicht dieses Thema durch die folgenden Aussagen: " ...jemanden geheiratet, den ich nicht mochte und zu dem ich deswegen auch keine Beziehung aufbauen musste... Am Tag unserer Hochzeit habe ich ihn gehasst." Und im Follow up: "Für mich wird jede Freude zu Arbeit".

Unentschlossenheit

Wir sehen auch Unentschlossenheit, wo die Patientin mit der Frage kämpft, wer sie ist: Soll ich so sein, wie ich bin oder soll ich so sein, wie meine Mutter mich haben will? Soll ich ein idealisiertes Kind sein? Soll ich ausbrechen und mein eigenes Schicksal gestalten? Ist es überhaupt möglich, das zu tun?"

Als ich Danielle nach ihren Träumen frage, berichtet sie: "Ich bin nicht wach, aber ich schlafe auch nicht. Ich fürchte, ich kann mich nicht bewegen. Ich kämpfe mich aus dem Schlaf und kann mich nicht bewegen. Ich bin gelähmt und es ist jemand im Zimmer, der mich umbringen will. Ich kann nicht aufwachen und fliehen.“ Wir sehen in dieser Aussage ihre Unentschlossenheit, von ihrer Familie wegzugehen, und dass sie sich in große Gefahr begibt, wenn sie fliehen würde. Wir sehen auch ihre Unentschlossenheit, wenn sie sagt: "Ich weiß, was ich tun möchte, aber ich tue es nicht. Mein Leben ist wie verstopft". Und wir sehen, wie sich diese Unentschlossenheit verfestigt, als sie uns berichtet, nachdem sie das Mittel eine Zeit lang eingenommen hat: "Ich will bis Ende des Jahres geschieden sein. Ich weiß, dass ich nicht zurückkehre."

In Ergänzung zu den grundlegenden Themen führt Massimo charakteristische Themen auf, die zur Differenzierung der verschiedenen Milchmittel dienen. Die charakteristischen Themen für Lac humanum sind:

Ehrgeiz / Unzufriedenheit

Meine Patientin war unzufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte das Gefühl, dass sie mehr tun sollte, fühlte sich aber gehemmt, eine führende Rolle einzunehmen. Dennoch konnte sie durchsetzungsfähig, oder besser gesagt aggressiv, sein. Sie fragte sich, ob sie in Wirklichkeit ein Tyrann sei. Sie sagt uns dies in ihrer Erklärung: "Ich fühle mich unzulänglich, intellektuell minderwertig, unattraktiv und sozial unbeholfen." Und: "Ich habe von Vorneherein beschlossen, dass ich in allem, was ich liebe, nicht gut sein würde."

Unverdient

Sie fühlte sich sehr unwürdig und unzulänglich, obwohl sie vor allem von ihrer Sangha viel Anerkennung erhielt. Sie sagt: "Er drohte, uns zu schlagen; er beschimpfte uns verbal. Ich war sehr eingeschüchtert von ihm, aber ich habe mich immer wieder gegen ihn gewehrt. Ich hatte große Angst vor ihm. Ich glaubte, dass ich das, was er für mich empfand, verdient hatte…  Ich kann das, was er mir ‚geschenkt‘ hat, annehmen." Und: „Jede Freundschaft ist auf einer Lüge gegründet, weil sie mich nicht leiden können… Darunter gibt es immer ein Gefühl des Unwürdig-seins… Jeder trägt eine Menge Masken." Und weiter: „Ich habe solche Angst, etwas Falsches oder Dummes zu sagen." Die zugrunde liegende Botschaft ist Selbsthass.

Später sehen wir dieses Symptom in ihrer Aussage: „Mein Selbstbewusstsein ist größer und ich geißele mich nicht mehr so sehr selbst... Ich empfinde keinen Selbsthass mehr; ich verletze mich nicht mehr. Meine Beziehungen zu meinen Freunden sind besser geworden." Und sie führt weiter aus: „Früher hatte ich das Gefühl, dass nichts besser werden kann, jetzt weiß ich, warum ich nicht gemocht wurde. Einiges davon habe ich verdient, anderes liegt daran, dass meine Selbstbezogenheit missverstanden wurde. Früher habe ich Menschen überrollt, sie abgewertet, wenn ich ihre Ideen für unwürdig hielt. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich mehr Verständnis dafür habe, wie ich jemand sein kann, der sich kümmert und um den man sich kümmert.“

Starrheit / Laxheit

Die Starrheit kommt in diesem Fall auch zum Ausdruck. Sicherlich hat sie einen spirituellen Weg gewählt, der sehr starr ist, und somatisch hatte sie einige Beschwerden in der Halswirbelsäule. Sie berichtet: „Ich bin wirklich eingeengt; ich bin schüchtern und misstrauisch. Ich vertraue nicht darauf, dass ich gemocht oder freundlich behandelt werde, oder gut genug bin. Ich fühle mich eingeengt in meiner Brust, meinem Magen und meinem Unterleib." Und wir sehen, dass ihre innere Verletzung nach der Arznei geheilt worden ist, wenn sie sagt: „Das Mittel hat es mir ermöglicht, das Gute in Sam zu sehen."

Passive Kongestion

Danielles Kongestion zeigt sich in ihrer Verstopfung, ihren Nebenhöhlen und ihren Myomen. Als sie das erste Mal zu uns kam, sagte sie: „Ich habe Verstopfung, schon mein ganzes Leben lang, und ich habe Hämorrhoiden. Ich kann tagelang nicht viel Wasser lassen." Und im Follow up: „Meine körperlichen Symptome fühlen sich genauso so an wie das, was in meinem Kopf vor sich geht. Ich fühle mich blockiert." Danielle gibt auch eine Verschlimmerung an, die man bei Milchmitteln häufig findet: „Wenn ich Milch trinke, schwellen meine Augen und Nebenhöhlen an..."

Fast zweieinhalb Jahre später bestätigt Danielle die richtige Arzneimittelwahl und erfolgreiche Verordnung mit dem Kommentar: „Ich wäre fast nicht gekommen, weil ich mich so gut fühle. Unmittelbar nach der Einnahme des Mittels war meine Verstopfung besser, meine Füße waren besser und meine Depression auch."

Fülle/Leere

Dieses Thema kann sich manchmal in der Form einer Bulimie äußern. Meine Patientin hatte Probleme mit Überessen und praktizierte ein Trostessen, die sie als problematisch empfand.

Symmetrie / Asymmetrie

Bei Milchmitteln sehen wir oft eine Einseitigkeit, wie z. B. bei den Kopfschmerzen von Lac caninum, die von einer Seite zur anderen wechseln können. Dieses Symptom spiegelt ein tieferes Thema der Dualität wider: zwei Seiten, Selbst und Familie, Selbstlosigkeit und Selbstsucht. Wir sehen dies in Danielles Aussage: „Es gibt eine Seite von mir, die ich integriert habe. Ich möchte Danni genannt werden. Ich werde immer grimmiger. Ich kann fürsorglich sein, aber das ist nicht meine starke Seite. Früher wäre mir das peinlich gewesen, jetzt ist es einfach so."

Das erste Buch der Materia Medica Clinica von Massimo Mangialavori heißt Homöopathische Milchmittel. Es enthält Informationen zur Ausgangssubstanz, eine Materia Medica und zwei Fallbeispiele für jedes Arzneimittel. Zur Materia Medica gehört eine Liste der häufigsten Beschwerden, eine eingehende Untersuchung der Motive, der grundlegenden und charakteristischen Themen und Gruppenanalysen der Symptome. Ebenso werden die Persönlichkeitsstruktur und eine Differenzialdiagnose für jedes Mittel besprochen. Die im Buch besprochenen Arzneien sind: Lac caninum, Lac felinum, Lac vaccinum defloratum, Lac equinum, Lac caprinum, Lac delphinum, Lac glama, Lac asinum, Lac ovis, Lac suis, Lac lupinum, Lac leoninum, Lac humanum und Lac loxodonta africana.

 

[1] An Introductory Dictionary of Lacanian Psychoanalysis von Dylan Evans

... "Oblativität", ein Begriff, der von einigen Psychoanalytikern verwendet wird, um eine reife Form der Liebe zu bezeichnen, bei der man die andere Person für das liebt, was sie ist, und nicht für das, was sie geben kann....

 

 

 

Aus der Angst in die Liebe: ein Fallbeispiel für Lac humanum

Danielle ist eine reizende Frau. Sie ist 1952 geboren, Buddhistin und Vogelbeobachterin. Sie hat in der Finanzinvestitionsfirma Ihres Mannes gearbeitet, hat aber wenig Interesse an diesem Geschäftsfeld. Sie trägt ihr Haar kurz und schlicht und hat rosige, hohe Wangenknochen. Wie viele Frauen in Seattle kleidet sie sich sportlich und zweckmäßig im Outdoor-Look.

Ich stelle diesen Fall als Beispiel für eine tiefgreifende Heilung vor, die nicht über Nacht oder durch die einmalige Einnahme einer Arznei passierte, sondern als Entwicklung über mehrere Jahre hinweg verstanden werden muss. Ich will aufzeigen, wie sich Patienten durch die langfristige Gabe eines guten Mittels verändern können und die therapeutische Begleitung - die im vorliegenden Fall zur Selbstreflektion anregte - einen neue Maßstäbe setzt für die Erforschung und Anerkennung des eigenen Heilungsprozesses.

(Anmerkung des Herausgebers: Dieser Fallbericht wurde erheblich gekürzt, die Kernaussagen der über neun Jahre hinweg stattfindenden Anamnesen aber so weit wie möglich beibehalten.)

März 2003 – die Berufung zur Kontemplation

Danielle (D): „Meine erste Priorität ist nicht meine körperliche Gesundheit. Ich habe eine Berufung zur Kontemplation. Ich würde gern die Frage für mich klären, wie ich mehr Freude haben und dienen kann. Aber ich bin nicht ausgeglichen genug, um mich diesen Dingen zu stellen. Manchmal kann ich es nicht ertragen (Tränen). Hat es einen Sinn, mir Hilfe zu holen?

„Ich bin seit 1986 Buddhistin und praktiziere täglich zwei Stunden Meditation. Ich glaube, dass die Homöopathie eine Ergänzung zur Meditation ist.

„Mein Vater war riesig – eine tiefe Stimme voller Wut. Er drohte, uns zu schlagen; er beschimpfte uns verbal. Ich war sehr eingeschüchtert von ihm, aber ich habe mich immer wieder gegen ihn gewehrt. Ich hatte große Angst vor ihm. Ich glaubte, dass ich das, was er für mich empfand, verdient hatte. Als er sehr alt war hatten wir eine enge Beziehung. Er starb im November 2001. In der Nacht, in der er starb, wurde er durch meinen Besuch sehr unruhig. Er brachte seinen Hass, sein Misstrauen und seine Negativität mir gegenüber zum Ausdruck. Das brachte mich in einen Zustand der blanken Einschüchterung. Seit seinem Tod bin ich ein Wrack. Ich kann das, was er mir ‚geschenkt‘ hat, annehmen. Ich kann nicht mit meinen Freunden zusammen sein, weil ich stolz darauf bin, ein ehrliches Leben zu führen…“

Krista Heron (KH): Ein ehrliche Leben zu führen?

D: „Jede Freundschaft ist auf einer Lüge gegründet, weil sie mich nicht leiden können. Ich vertraue ihnen nicht genug, um ihnen zu sagen, wie zerbrechlich mein psychischer Zustand ist. Darunter gibt es immer ein Gefühl des Unwürdig-seins. Wenn ich daran glaubte, dass mein Körper und mein Geist sterben würden, wenn ich mich von einer Klippe stürze, dann würde ich das tun. Aber ich glaube, dass mein Geist darunter leiden würde. Diese Selbstabsorption und dieses Bewusstsein von mir selbst sind so schmerzhaft. Ich habe Wege gefunden, mich zu verlieren. Ich kann nur Freude empfinden, wenn ich mich auf langen Exerzitien allein zurückziehe und mein Schmerz in diesen Momenten aufgedeckt wird.

Ich fühle mich unzulänglich, intellektuell minderwertig, unattraktiv und sozial unbeholfen. Als Teenager habe ich kaum gesprochen. In meinen Zwanzigern habe ich mich in die Arbeit gestürzt und jemanden geheiratet, den ich nicht mochte und zu dem ich deswegen auch keine Beziehung aufbauen musste. Heute würde ich ihn niemals heiraten. Mein Mann versteht das nicht.

„Ich habe zwei Schwestern, beide älter als ich. Wir sind uns körperlich sehr ähnlich, wir haben alle eine Plantarfasziitis. Meine kommt von einem beschädigten Ischiasnerv rechts, wegen des langen Sitzens während der Meditation. Ich bin auf den Philippinen barfuß aufgewachsen, jetzt laufe ich nicht mehr barfuß.

„Ich habe Verstopfung, schon mein ganzes Leben lang, und ich habe Hämorrhoiden.

„Ich neige zu Nasennebenhöhlenentzündungen und habe Erkältungen, die in die Brust gehen. Wenn ich Milch trinke, schwellen meine Augen und Nebenhöhlen an und ich bekomme eine Erkältung. Ich bin auch gegen Schimmel allergisch und muss niesen und bekomme einen Juckreiz am Gaumen. Manchmal habe ich im Frühjahr Allergien und bin möglicherweise allergisch gegen Weizen. Sobald ich weniger esse, gehen auch diese Symptome zurück.

„Ich habe auch Probleme mit meinem Kreislauf. Meine Mutter hatte hohen Blutdruck, TIAs und kleinere Schlaganfälle.

„Als Kind hatte ich oft Grippe mit hohem Fieber; ich wurde mit Penicillin behandelt. Ich bin immer hinter dem LKW auf dem Feld hinterhergerannt, während er Pestizide versprühte.

„Als ich klein war, hatte ich Angst vor Menschen. Mit Erwachsenen habe ich nicht gesprochen. Ich war Einzelgänger.

„Mein Vater arbeitete für die Marine. Bis zum meinem 15. Lebensjahr habe ich auf dem Marinestützpunkt gelebt. Alle zwei Jahre wechselten die Familien, die einen ginge, die anderen kamen. Einige wenige sind geblieben. Ich besuchte die katholische Schule.

„Meine Mutter hatte immer extrem viel zu tun; alle sind zu uns nach Hause gekommen. Sie hat uns alle in das Auto gesetzt und Ausflüge mit uns gemacht. Wir waren wie eine Pfadfinderinnen-Gruppe; Für Babys hatte sie nicht viel übrig; sie behandelte uns wie Erwachsene.

„Die Beziehung meiner Eltern war schrecklich, trotzdem hat sie ihn in Schutz genommen. Ich fühlte mich von ihr verraten. Es wurde zum Schlachtfeld zwischen mir und meinem Vater. Ich habe immer gewusst, dass meine Mutter mich mag. Sie war nicht in der Lage, sich mit ihm zu arrangieren… wie ich das in meiner Ehe tue. Wir beide haben die positive Eigenschaft zu erkennen, dass die andere Person leidet, und verpflichten uns freiwillig, dem anderen nicht noch mehr zu schaden, allerding auf Kosten von uns selbst. Es würde meinem Mann schaden, wenn ich ihn verlassen würde.

„Ich wollte nie in einer Beziehung sein, habe mich aber immer wieder in einer gefunden; ich habe es sogar mit Frauen versucht. Als ich Sam kennenlernte, wusste ich, dass ich ihn heiraten musste. Am Tag unserer Hochzeit habe ich ihn gehasst. Er hat so viel Macht, weil ich sie ihm gebe. Das hat hier etwas mit Masochismus zu tun, es geht um das Loslassen, sich nicht hineinziehen lassen. Er ist unhöflich und egoistisch und doch liebe ich ihn wie meinen Vater. Ich fühle mich gefesselt, gefangen, ich will raus. Ich habe mich nach Nonnenklöstern umgeschaut. Ich habe schon einen Mann, der mich hasst und tot ist; vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, noch einen anderen zu haben… Es gibt keine klaren Grenzen zwischen meinem Vater und meinem Mann. Ich übernehme die Verantwortung für das, was sie fühlen. Sie sind der Meinung, dass ich im Unrecht bin und sie haben recht.

„Ich will ein offenes Herz haben. Ich will niemandem zur Last fallen.“

KH: Die Auseinandersetzungen mit dem Vater?

D: „Es war garstig. Mein ganzes Leben wurde zu einem Kampf. Schon früh schlief ich mit Soldaten; ich wurde zu dem, was mein Vater hasste. Ich stachelte meinen Vater dazu an, mich zu schlagen. Ich empfand Schadenfreude und sagte: ‚Nur zu‘. Ich fühlte so einen schrecklichen Hass, der sich dann gegen mich selbst richtete.“

KH: Wiederkehrende Träume?

D: „Ich bin gelähmt und es ist jemand im Zimmer, der mich umbringen will. Ich kann nicht aufwachen und fliehen.“

KH: Ängste?

D: „Dass ich von einem Mann gewaltsam getötet werde. Als Kind hatte ich eine Fantasie, in der ich mir ausmalte, dass ich meinen Körper verlassen würde; ich dissoziierte mich von der Erfahrung.

„Soziale Situationen sind schmerzhaft. Ich habe Angst, dass die Leute – auch die Babys – meine Wertlosigkeit erraten werden und nicht auf mich reagieren, nicht mit mir in Verbindung gehen werden. Ich wollte nie Kinder haben.

„Wir haben keinen Sex; ich lebe seit 1989 sexuell enthaltsam. Mit fünfundvierzig hatte ich eine Hysterektomie, weil ich Myome in der Gebärmutter hatte, danach kamen Hitzewallungen. Es war emotional niederschmetternd. Mein Zeitfenster für Geburten war weg, eben jener Moment, in dem Kinder kommen können. Ich glaube, dass die Gebärmutter ein nährendes, weibliches Organ ist.“

KH: Wut?

D: „Ich werde still. Ich schließe die Leute aus; ich mauere mich ein.“

Verordnung: Lac caninum 200

Analyse

Ich erkannte, dass Danielle ein Milchmittel brauchte und erkannte einige vertraute Begriffe, die auf diese spezifische Milch hinwiesen: Lüge, Maske und Unwürdigkeit.

Follow up

Das Mittel half ihr, die Depression zu überwinden und gab ihr den Mut, weiterzumachen. Ihr Bedürfnis nach Trostessen wurde weniger. Einige Zeit später kam die Depression jedoch wieder zurück, sie stellte sich selbst in Frage und übte Selbstkritik. „Warum kann ich Sam nicht lieben? Was ist mit mir los? Warum tue ich in meinem Leben nicht das, was mir gefällt? Ich komme mir dumm vor, wenn ich um Hilfe bitte.“

Verordnung: Lac caninum 200 und dann 1M half ihr auf der emotionalen Ebene.

D: „Ich fühle mich emotional wohler, akzeptiere meine Wut und meinen Zorn mehr. Ich urteile nicht mehr so sehr über mich selbst.“ Körperlich haben sich nur ihre Allergien gebessert. In den folgenden Monaten hat sie jedoch weiterhin zu kämpfen. „Ich habe solche Angst, etwas Falsches oder etwas Dummes zu sagen. Die Botschaft, die dahintersteckt, ist Selbsthass. Ich habe von Vorneherein beschlossen, dass ich in allem, was ich liebe, nicht gut sein würde. Deswegen arbeite ich in der Verwaltung und erarbeite mir den Ruf, kompetent zu sein. Ich bin wirklich eingeengt; ich bin schüchtern und misstrauisch. Ich habe Angst, es nicht zu schaffen, weil ich nicht intelligent genug oder einfühlsam genug bin.“

Im März 2004 wurde unter anderem aufgrund folgender Symptome Lac defloratum gegeben: Verlangen in ein Kloster zu gehen, Beleidigungen zu ertragen und trotzdem anderen etwas zu geben.

April 2004 – Absturz in die Depression

D: „Ich habe ein großes Verlangen nach Milch.

„Ich stürze in eine Depression. Ich bringe mein Leben mit dem meiner Mutter in Verbindung: Sie hatte wie ich ein niedriges Selbstwertgefühl. Es gibt erstaunliche Parallelen: Ihre Maske, die es niemandem erlaubte, sie wirklich zu kennen; was sie für ihren Mann empfand; sie hatte nicht viele Freunde, aber viele Menschen mochten und bewunderten sie; sie hielten sie für kompetent. Sie war depressiv, aber sie hatte ein unglaubliches Durchhaltevermögen. Ich habe Angst, dass mein eigenes Durchhaltevermögen gewinnen wird; dass nichts davon etwas mit meinem Vater oder mit Sam zu tun hat; es ist wirklich nur Angst, niedriges Selbstwertgefühl und das Leidensgefühl, am Leben bleiben zu müssen. Es gibt nur wenig Anlass zur Freude im Alltag.

„Meinen physischen Körper habe ich schon immer als widerlich empfunden. Ich fühle mich fett und hässlich, vor allem meine Oberschenkel. Ich hatte einen Traum. Ein Busfahrer schaute mich an und fuhr weg. Ich fühlte mich von allen abgeschnitten.

Verordnung: Lac humanum 200

Analyse

Es zeigt sich völlig klar, dass Lac defloratum nicht richtig war: Sie stürzt in eine Depression und hat das Gefühl, ihr miserables Leben ertragen zu müssen – wie eine sehr schwere Last. Sie fühlt sich noch mehr abgeschnitten, wie anhand des Traumes zu sehen ist. Sie benötigt aber immer noch ein Milchmittel, weil sie Parallelen zieht zwischen dem Leben ihrer Mutter und ihrem eigenen und ein ausgesprochenes Verlangen nach Milch hat.

Juni 2004

In den folgenden Monaten geht es ihr auf vielen Ebenen besser.

D: „Mein Selbstbewusstsein ist größer und ich geißele mich nicht mehr so sehr selbst, auch mein Selbstekel ist weniger geworden. Ich habe das Gefühl, wieder besser zu mir selbst zu finden. Sam und ich verstehen uns so viel besser. Ich versuche, die Opferrolle abzulegen.

Meine Plantarfasziitis ist fast verschwunden; ich habe mehr Energie, auch die Verstopfung und die Kopfschmerzen sind besser geworden. Zur Meditation setze ich mich nicht mehr im Schneidersitz hin, deswegen sind meine Ischiasbeschwerden besser geworden.“

Ein Jahr später stellt sie ihre Beziehung erneut in Frage.

April 2005

D: „Es vergeht kein Tag, an dem er nichts an mir auszusetzen hat. Ich habe immer mehr das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Ich kann nicht einfach etwas erschaffen, was gar nicht da ist. Es ist vergleichbar mit der Frage, wie ich Israel lieben kann, wenn ich in Palästina bin.

Ich empfinde keinen Selbsthass; ich verletzte mich nicht mehr selbst. Die Beziehungen zu meinen Freunden sind besser geworden.

„Ich habe Angst vor der Einsamkeit. Ich vertraue meinen eigenen Entscheidungen nicht; ich lege es fast darauf an, wieder verletzt zu werden. Das Mittel hat es mir ermöglich, das Gute in Sam zu sehen.“

Ihre Depression zeigte sich wieder: Sie hatte das Gefühl, nicht gesehen und gehört zu werden, fühlte sich hoffnungslos und abgeschnitten. Dennoch fing sie an, mehr über sich selbst zu reflektieren – auf gesunde Art und Weise.

D: "Früher hatte ich das Gefühl, dass nichts besser werden kann, jetzt weiß ich, warum ich nicht gemocht wurde. Einiges davon habe ich verdient, anderes liegt daran, dass meine Selbstbezogenheit missverstanden wurde. Früher habe ich Menschen überrollt, sie abgewertet, wenn ich ihre Ideen für unwürdig hielt. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich mehr Verständnis dafür habe, wie ich jemand sein kann, der sich kümmert und um den man sich kümmert.

"Meine Fersen sind wund, mein Rücken tut weh, ich habe Verstopfung und ich habe Allergien. Ich kann nicht aufhören, Milchprodukte zu essen."

Nachdem ich ihr für kurze Zeit wieder Lac caninum gegeben hatte, verordnete ich erneut Lac humanum in 1M.

August 2005

D: "Ich wäre fast nicht gekommen, weil ich mich so gut fühle. Unmittelbar nach der Einnahme des Mittels war meine Verstopfung besser, meinen Füßen ging es besser, und meiner Depression auch.

"Ich habe meine Mutter gefüttert. Sie kann wegen ihres Schlaganfalls nicht mehr selbst essen. Manchmal esse ich von ihrem Löffel.

"Ich sehe die Welt jetzt mit anderen Augen. Die Sorge, dass die Leute mich nicht mögen, bröckelt. Ich bin mehr in Kontakt mit meinen ehrlichen Gefühlen. Meine Mutter ist für mich realer geworden. Ich fühle mich weniger schuldig, wenn ich Nein zu ihr sage; ich mag sie; ich empfinde Dankbarkeit für sie; ich fühle mich nicht mehr dazu berufen, alles für sie zu regeln. Meine Persönlichkeit weitet sich. Es gibt eine Seite von mir, die ich integriert habe. Ich möchte Danni genannt werden. Ich werde kämpferisch. Ich kann fürsorglich sein, aber das ist nicht meine starke Seite. Früher wäre mir das peinlich gewesen, jetzt ist es einfach so."

Im Laufe der folgenden Monate sagt sie: "Was das allgemeine Glücklich-sein betrifft, geht es mir wunderbar. Ich empfinde so viel Mitgefühl. Im vergangenen Jahr hat sich sehr viel verändert. Ich war mein ganzes Leben lang einem ständigen Sturm der Negativität ausgesetzt, und jetzt habe ich das Bewusstsein, das zu ändern."

In der Zwischenzeit hat sie beschlossen, sich von ihrem Mann zu trennen.

D: "Es ist wunderbar, aber gleichzeitig bin ich aufgewühlt und verunsichert. Sam will reden, ich will einfach nur, dass es vorbei ist. Es ist schwierig, über Geld zu sprechen. Früher sehnte ich mich danach, dass entweder er oder ich stirbt.

"Meine Allergien sind wieder heftig, aber meinem Nacken geht es besser. Ich habe wieder Ischias."

Verordnung: Lac humanum 10M

In den folgenden Monaten gab es Höhen und Tiefen in der Beziehung zu ihrem Mann.

D: "Sam und ich versuchen es wieder. Er war auf einer Klausurtagung und ich war traurig. Ich war einsam; ich hatte nur die Katze.

"Ich vertraue ihm nicht genug. Ich bin offener, weniger eingeschüchtert. Ich will keine Bindung zu ihm. Ich empfinde viel Zuneigung, aber auch viel Abneigung.

"Ich kann Sam auch als echte Person sehen, als jemanden, den ich nicht ablehnen muss, weil er nicht so ist, wie ich ihn haben will. Ich werde heftig, und er zieht sich zurück. Ich mache kleine Schritte."

Inzwischen ist ihre Mutter gestorben. Ihre Beziehung zu ihrer religiösen Organisation verändert sich im Laufe der Zeit, ebenso wie die zu ihren Freunden.

D: "Ich praktiziere meine Religiosität durch meine Meditation, nicht in der Organisation. Sie verhält sich wie die katholische Kirche: es gibt nur den 'einen' Weg. So langsam entgleite ich meinen Rollen, die ich in der Organisation habe.

"Ich schließe mehr Freundschaften. Ich bin mehr verfügbar. Ich gehe Risiken ein. Ich bin mir bewusst, dass ich anders bin."

März 2009

D: "Ich erlebe oft ein 'tiefgreifendes Wohlgefühl', was neu für mich ist. Ich empfinde mehr Freude, dass ich am Leben bin. Ich habe bislang noch nie eine sinnvolle Arbeit gemacht. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich nicht weggehen kann. Ich tue immer mehr das, was ich auch wirklich will. Ich bin immer noch erstaunt, dass irgendjemand mit mir befreundet sein will, aber ich kann es spüren, ohne mich darin zu verfangen."

September 2009

D: "Ich möchte den Menschen wirklich sagen, dass ich sie liebe. Das habe ich früher nicht getan. Ich bin liebevoller geworden."

In dieser Zeit wurde Lac humanum 10M nach Bedarf wiederholt, dann Lac humanum 50M.

Februar 2010

D: "Jetzt habe ich Freunde und ich rede mit ihnen. Das war eine große Veränderung. Ich spreche nicht nur mit meinen Freunden, sondern ich finde auch neue Freunde. Mein Praktizieren ist ohne die Panikattacken ganz anders geworden. Ich habe viele alte Muster aufgelöst."

April 2010

D: "Ich sehe mich selbst in der Welt anders ... Ich habe nie bemerkt, dass ich wütend bin, wenn ich Depressionen habe. Jetzt will ich keine Maske mehr aufsetzen."

November 2010

D: "Ich denke, das ist ein guter Zeitpunkt, um Sam zu verlassen."

Es dauert mehr als ein Jahr, bis dies tatsächlich geschieht.

Juli 2011

D: "Ich habe im Exerzitienhaus gearbeitet. Es ist ein schwieriger Ort zum Arbeiten. Die Leute stempeln dich ab, sie denken darüber nach, wo du stehst mit deiner spirituellen Praxis; sie glauben, dass du größer bist als das in Wirklichkeit der Fall ist. Es ist mir ein Bedürfnis, mich für die Gemeinschaft, biologische Lebensmittel und nachhaltiges Leben einzusetzen. Es ist eine treibende Kraft, etwas zu tun, das wirklich nützlich für den Planeten ist. So ist es auch mit der Meditation; der Planet braucht sie."

Oktober 2011

D: "Ich schäme mich für meine Selbstgerechtigkeit. Ich kann alle Kommunikation blockieren. Ich habe das Gefühl, dass sie im Unrecht sind, und deswegen wirke ich verurteilend. Ich glaube, die Leute könnten sich schikaniert fühlen."

Dezember 2011

D: "Mein Praktizieren ist entspannter; Blockaden lösen sich auf. Es ist lange her, dass ich mir gewünscht habe, tot zu sein. Ich habe immer den schwierigsten Weg gesucht und bin da durch, aber jetzt habe ich zu mir selbst gefunden, ohne das Hintergrundgeplapper, das mir sagt, dass ich etwas tun muss. Ich habe mich zu jemandem hingezogen gefühlt, aber ich fürchte, es könnte eine Falle sein, in das Leben eines anderen zu geraten und das zu tun, was er auch tut."

Januar 2012

D: "Heute Morgen hatte ich einen Traum: Ich ging mit einer Freundin in einer ländlichen Gegend spazieren und dachte, dass wir von einer Gruppe Männer verfolgt werden. Als wir in einen Wald hinuntergingen, bekam ich einen Elfenjungen zu fassen und legte meine Hand auf seinen Mund. Er wehrte sich nicht. Als die Männer vorbeikamen, schauten sie in den Wald hinunter, und einer von ihnen sah den Jungen in meinen Armen an und sagte: "Hallo David". Also nahm ich meine Hand vom Mund des Jungen, und er fragte, ob er im Mondlicht spazieren gehen könne, und ich sagte ja, dann wachte ich auf. So bin ich aus der Angst ins Leben geglitten."

Analyse

Dies ist ein interessanter Traum: Sie ist mit einer Freundin zusammen (während sie in ihren Träumen normalerweise allein im Leben ist). Sie werden von Männern verfolgt (eine ihrer größten Ängste). Sie nimmt einen Jungen gefangen, der sich nicht wehrt (dieser Junge scheint ein Teil von ihr selbst zu sein: es ist bemerkenswert, dass sowohl ihr Name als auch der des Jungen ähnlich klingen). Die bedrohlichen Männer sehen den Jungen in ihren Armen und sagen "Hallo" (eine nicht bedrohliche Handlung). Der Junge wird freigelassen und bittet darum, im Mondlicht spazieren zu gehen - ein liebliches und entspanntes Bild. Als sie aufwacht, hat sie das Gefühl, von der Angst befreit zu sein und im Leben stehen zu dürfen.

April 2012

D: "Wenn sich eine Person ändert, verändert sich alles. Sam hat viel Respekt für meinen Freiraum, wir sind Freunde. Er spricht mich sanft auf mein Schwarz-Weiß-Denken an, während ich das früher vermieden habe.

"Ich meditiere nicht mehr zwei Stunden am Tag und mache mir keine Sorgen mehr über das, was die Organisation verlangt. Ich bin mir bewusst, dass ich die Organisation nur als negativ beschreibe, damit ich dort austreten kann. Ich habe nicht das Bedürfnis, Brücken abzubrechen oder etwas von mir wegzuschieben.

"Meine Schwester scheint die Nase voll zu haben von mir. Ich habe zweimal geträumt, dass sie stirbt. In dem einen gingen wir durch eine gefrorene Landschaft. Sie drehte sich um, um mir zu widersprechen, und rutschte dann unter das Eis. Ich dachte 'sie wird sterben' und dann erstarrte sie an Ort und Stelle."

Analyse des Traums

Die gefrorene Landschaft ist höchstwahrscheinlich ein Bild für ihr schwieriges familiäres Umfeld. 

In dem Moment, in dem die Schwester nicht einverstanden ist (sich durchsetzt), rutscht sie unter das Eis; das ist das Risiko, vor dem sich Danielle fürchtet - dass sie, wenn sie mit etwas nicht einverstanden ist und sich abgrenzt, gefangen und an Ort und Stelle festgefroren wird. Ich sehe diesen Traum als einen Ausdruck von Heilung und als Hinweis auf das nächste Selbstbild, das sie integrieren muss.

Oktober 2012

In den nächsten Monaten entwickelt sie sich weiter.

D: "Meine Träume in letzter Zeit drehen sich darum, dass ich mich mit dem männlichen Aspekt des Lebens wohler fühle. Träume gehören zu den Dingen, die ich immer unterdrückt habe, daher ist es gut, sie wieder in meinem Leben zu haben. Meine Träume stehen für die Kämpfe zwischen meinen beiden Namen: Danni und Danielle. Früher dachte ich, es ginge nur um männlich und weiblich, aber für mich ist Danni tiefgründiger, intuitiver, introvertierter, also diejenige, die bleibt. Danielle ist eher eine Maske; sie ist unglücklich darüber, nicht im Einklang zu stehen mit der Kultur. Jetzt gibt es noch einen dritten Namen - Daniella -, sie ist weicher, jemand, der mehr auf die Menschen zugeht. Ich spüre eine stille Freude in mir; ich fühle mehr.

"Ich bin jetzt in der Lage, auf eine Art und Weise mit Menschen umzugehen, wie ich es vorher nie konnte.  Ich werde zunehmend freundlicher und fühle mich mehr mit anderen Menschen verbunden; ich empfinde das als nährend. Ich spüre ein Gefühl der Gemeinschaft mit mir selbst und mit anderen - eher ein Gefühl der Fülle als ein Gefühl des Mangels. Ich bin so gut wie gar nicht mehr im Zentrum."

Januar 2016

Der Patientin geht es weiterhin gut. Ich treffe sie gelegentlich und höre regelmäßig von ihren Freunden, die mir berichten, wie gut es ihr geht.

Kommentar

Seit 1996 habe ich bei Massimo Mangialavori studiert, und vieles von dem, was ich in unseren Arzneien erkenne, sehe ich durch seine Brille, ergänzt durch meine eigene Erfahrung aus fast dreißig Jahren Praxis. Wir haben an vielen Projekten zusammengearbeitet, und in den letzten fünf oder sechs Jahren haben wir zusammen mit Dr. Betty Wood und John Sobraske an seiner Materia Medica Clinica geschrieben. Die erste Publikation dieser Reihe befasst sich mit den Milchmitteln.

Massimo schlägt vor, dass es drei Motive oder Beobachtungen gibt, die man bei der ersten Begegnung mit einem Lac humanum-Patienten leicht machen kann: Verlassenheit, falsche Oblativität[1] (ein Wort, das Massimo verwendet, um eine gebende oder altruistische Natur zu suggerieren, bei der der Fokus nicht auf dem Selbst, sondern auf anderen liegt) und Ehrgeiz. Danielle sprach über diese Motive auf unterschiedliche Weise. In der Erstanamnese sagt sie: " Ich würde gern die Frage für mich klären, wie ich mehr Freude haben und dienen kann...". Im weiteren Verlauf sagt sie: "Mein Hauptproblem ist es, das zu tun, wozu ich berufen bin; ich meide die Intimität mit mir selbst und verstricke mich in Aufgaben, anstatt meiner Glückseligkeit zu folgen." Und: "Mein Herz weiß nicht, wie es richtig handeln soll. Ich fürchte mich davor, selbstsüchtig zu sein, eine Entscheidung aus Egoismus zu treffen, anstatt das zu tun, was für alle richtig ist." Wir sehen dieses Thema des Dienens, der Selbstverpflichtung und des Ehrgeizes, das Heilung und Wiederherstellung demonstriert, in ihrer späteren Aussage „Es ist mir ein Bedürfnis, mich für die Gemeinschaft, biologische Lebensmittel und nachhaltiges Leben einzusetzen. Es ist eine treibende Kraft, etwas zu tun, das wirklich nützlich für den Planeten ist. So ist es auch mit der Meditation; der Planet braucht sie."

Massimo skizziert außerdem vier grundlegende Themen, die bei Patienten, die ein Milchheilmittel benötigen, beachtet werden sollten:

Familiäre Identität

Die Patientin hat Schwierigkeiten, ihr Leben und ihr Identität losgelöst von ihrer Familie zu sehen; stattdessen ist er immer noch in sie verstrickt und durch sie definiert. Für diese Menschen sind die eigenen Eltern immer noch der bestimmende Referenzwert. Sie haben auch eine ambivalente Beziehung zur Individuation. Sie fragen sich selbst: "Soll ich eine eigenständige Persönlichkeit werden? Werde ich damit meine Eltern enttäuschen? Ist es überhaupt möglich, meine eigene Persönlichkeit zu sein? Weiß ich, wer ich bin? Kann ich mich von ihnen lösen, kann ich mich trennen, kann ich die Nabelschnur durchtrennen?" Massimo stellt oft fest, dass seine Patienten, die auf Milchmittel ansprechen, aus einer überfürsorglichen Familie kommen. Ich habe jedoch beides erlebt: Familien, in denen es extreme Vernachlässigung und Missbrauch gab, und andere, die das Kind/den Erwachsenen nah an sich binden und undifferenziert halten wollten.

Dieses Thema kommt in der Erstanamnese in den folgenden Aussagen zum Ausdruck:

"In der Nacht, in der er starb, wurde er durch meinen Besuch sehr unruhig. Er brachte seinen Hass, sein Misstrauen und seine Negativität mir gegenüber zum Ausdruck… Seit seinem Tod bin ich ein Wrack… Ich glaubte, dass ich das, was er für mich empfand, verdient hatte. Ich kann das, was er mir ‚geschenkt‘ hat, annehmen.“

„Ich bringe mein Leben mit dem meiner Mutter in Verbindung: Sie hatte wie ich ein niedriges Selbstwertgefühl. Es gibt erstaunliche Parallelen: Ihre Maske, die es niemandem erlaubte, sie wirklich zu kennen; was sie für ihren Mann empfand; sie hatte nicht viele Freunde, aber viele Menschen mochten und bewunderten sie; sie hielten sie für kompetent. Sie war depressiv, aber sie hatte ein unglaubliches Durchhaltevermögen. Ich habe Angst, dass mein eigenes Durchhaltevermögen gewinnen wird.“

„Ich wurde zu dem, was mein Vater hasste. Ich stachelte meinen Vater dazu an, mich zu schlagen. Ich empfand Schadenfreude und sagte: ‚Nur zu‘. Ich fühlte so einen schrecklichen Hass, der sich dann gegen mich selbst richtete.“

"... liebe ich ihn [meinen Mann] wie meinen Vater. Ich fühle mich gebunden."

Und dann, im Follow up, sagt sie: "Ich kenne die richtigen Schritte nicht, ich kann nicht gehen oder - wie meine Mutter - nicht sprechen."

Verlassenheit

Patienten, die ein Milchmittel benötigen, machen häufig die Erfahrung oder haben Angst, verlassen zu werden. Sie fürchten sich oder fühlen sich von ihrer Familie oder anderen getrennt, und dies ist oft mit einem Gefühl der Unwürdigkeit oder Unzulänglichkeit verbunden.

In diesem Fall erzählt uns Danielle: "Für Babys hatte sie nicht viel übrig; sie behandelte uns wie Erwachsene." Und: "Ich habe Angst, dass die Leute – auch die Babys – meine Wertlosigkeit erraten werden und nicht auf mich reagieren, nicht mit mir in Verbindung gehen werden.“

Später sagt sie: "Ich habe meine Mutter gefüttert. Sie kann wegen ihres Schlaganfalls nicht mehr selbst essen. Manchmal esse ich von ihrem Löffel.“ ... . Meine Mutter ist für mich realer geworden. Ich fühle mich weniger schuldig, wenn ich Nein zu ihr sage; ich mag sie; ich empfinde Dankbarkeit für sie; ich fühle mich nicht mehr dazu berufen, alles für sie zu regeln." Und wenn sie über ihre Ersatzfamilie, ihre Sangha, spricht: "So langsam entgleite ich meinen Rollen, die ich in der Organisation habe."

Instinktive Integration

Diese Patienten haben Schwierigkeiten, sich selbst auszudrücken, zum Beispiel, wenn sie wütend oder intim sind; allein die Tatsache, dass sie eigene Bedürfnisse oder Wünsche haben, kann einen inneren Konflikt hervorrufen. Sie befürchten, dass sie damit ihre familiäre Beziehung gefährden, was zu Trennung und Verlassenheit führen könnte. Und weil es im Leben darum geht, Idealen zu dienen, empfinden sie einen Konflikt, sobald sie ein persönliches Bedürfnis haben, weil sie dies als egoistisch interpretieren.

Danielle veranschaulicht dieses Thema durch die folgenden Aussagen: " ...jemanden geheiratet, den ich nicht mochte und zu dem ich deswegen auch keine Beziehung aufbauen musste... Am Tag unserer Hochzeit habe ich ihn gehasst." Und im Follow up: "Für mich wird jede Freude zu Arbeit".

Unentschlossenheit

Wir sehen auch Unentschlossenheit, wo die Patientin mit der Frage kämpft, wer sie ist: Soll ich so sein, wie ich bin oder soll ich so sein, wie meine Mutter mich haben will? Soll ich ein idealisiertes Kind sein? Soll ich ausbrechen und mein eigenes Schicksal gestalten? Ist es überhaupt möglich, das zu tun?"

Als ich Danielle nach ihren Träumen frage, berichtet sie: "Ich bin nicht wach, aber ich schlafe auch nicht. Ich fürchte, ich kann mich nicht bewegen. Ich kämpfe mich aus dem Schlaf und kann mich nicht bewegen. Ich bin gelähmt und es ist jemand im Zimmer, der mich umbringen will. Ich kann nicht aufwachen und fliehen.“ Wir sehen in dieser Aussage ihre Unentschlossenheit, von ihrer Familie wegzugehen, und dass sie sich in große Gefahr begibt, wenn sie fliehen würde. Wir sehen auch ihre Unentschlossenheit, wenn sie sagt: "Ich weiß, was ich tun möchte, aber ich tue es nicht. Mein Leben ist wie verstopft". Und wir sehen, wie sich diese Unentschlossenheit verfestigt, als sie uns berichtet, nachdem sie das Mittel eine Zeit lang eingenommen hat: "Ich will bis Ende des Jahres geschieden sein. Ich weiß, dass ich nicht zurückkehre."

In Ergänzung zu den grundlegenden Themen führt Massimo charakteristische Themen auf, die zur Differenzierung der verschiedenen Milchmittel dienen. Die charakteristischen Themen für Lac humanum sind:

Ehrgeiz / Unzufriedenheit

Meine Patientin war unzufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte das Gefühl, dass sie mehr tun sollte, fühlte sich aber gehemmt, eine führende Rolle einzunehmen. Dennoch konnte sie durchsetzungsfähig, oder besser gesagt aggressiv, sein. Sie fragte sich, ob sie in Wirklichkeit ein Tyrann sei. Sie sagt uns dies in ihrer Erklärung: "Ich fühle mich unzulänglich, intellektuell minderwertig, unattraktiv und sozial unbeholfen." Und: "Ich habe von Vorneherein beschlossen, dass ich in allem, was ich liebe, nicht gut sein würde."

Unverdient

Sie fühlte sich sehr unwürdig und unzulänglich, obwohl sie vor allem von ihrer Sangha viel Anerkennung erhielt. Sie sagt: "Er drohte, uns zu schlagen; er beschimpfte uns verbal. Ich war sehr eingeschüchtert von ihm, aber ich habe mich immer wieder gegen ihn gewehrt. Ich hatte große Angst vor ihm. Ich glaubte, dass ich das, was er für mich empfand, verdient hatte…  Ich kann das, was er mir ‚geschenkt‘ hat, annehmen." Und: „Jede Freundschaft ist auf einer Lüge gegründet, weil sie mich nicht leiden können… Darunter gibt es immer ein Gefühl des Unwürdig-seins… Jeder trägt eine Menge Masken." Und weiter: „Ich habe solche Angst, etwas Falsches oder Dummes zu sagen." Die zugrunde liegende Botschaft ist Selbsthass.

Später sehen wir dieses Symptom in ihrer Aussage: „Mein Selbstbewusstsein ist größer und ich geißele mich nicht mehr so sehr selbst... Ich empfinde keinen Selbsthass mehr; ich verletze mich nicht mehr. Meine Beziehungen zu meinen Freunden sind besser geworden." Und sie führt weiter aus: „Früher hatte ich das Gefühl, dass nichts besser werden kann, jetzt weiß ich, warum ich nicht gemocht wurde. Einiges davon habe ich verdient, anderes liegt daran, dass meine Selbstbezogenheit missverstanden wurde. Früher habe ich Menschen überrollt, sie abgewertet, wenn ich ihre Ideen für unwürdig hielt. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich mehr Verständnis dafür habe, wie ich jemand sein kann, der sich kümmert und um den man sich kümmert.“

Starrheit / Laxheit

Die Starrheit kommt in diesem Fall auch zum Ausdruck. Sicherlich hat sie einen spirituellen Weg gewählt, der sehr starr ist, und somatisch hatte sie einige Beschwerden in der Halswirbelsäule. Sie berichtet: „Ich bin wirklich eingeengt; ich bin schüchtern und misstrauisch. Ich vertraue nicht darauf, dass ich gemocht oder freundlich behandelt werde, oder gut genug bin. Ich fühle mich eingeengt in meiner Brust, meinem Magen und meinem Unterleib." Und wir sehen, dass ihre innere Verletzung nach der Arznei geheilt worden ist, wenn sie sagt: „Das Mittel hat es mir ermöglicht, das Gute in Sam zu sehen."

Passive Kongestion

Danielles Kongestion zeigt sich in ihrer Verstopfung, ihren Nebenhöhlen und ihren Myomen. Als sie das erste Mal zu uns kam, sagte sie: „Ich habe Verstopfung, schon mein ganzes Leben lang, und ich habe Hämorrhoiden. Ich kann tagelang nicht viel Wasser lassen." Und im Follow up: „Meine körperlichen Symptome fühlen sich genauso so an wie das, was in meinem Kopf vor sich geht. Ich fühle mich blockiert." Danielle gibt auch eine Verschlimmerung an, die man bei Milchmitteln häufig findet: „Wenn ich Milch trinke, schwellen meine Augen und Nebenhöhlen an..."

Fast zweieinhalb Jahre später bestätigt Danielle die richtige Arzneimittelwahl und erfolgreiche Verordnung mit dem Kommentar: „Ich wäre fast nicht gekommen, weil ich mich so gut fühle. Unmittelbar nach der Einnahme des Mittels war meine Verstopfung besser, meine Füße waren besser und meine Depression auch."

Fülle/Leere

Dieses Thema kann sich manchmal in der Form einer Bulimie äußern. Meine Patientin hatte Probleme mit Überessen und praktizierte ein Trostessen, die sie als problematisch empfand.

Symmetrie / Asymmetrie

Bei Milchmitteln sehen wir oft eine Einseitigkeit, wie z. B. bei den Kopfschmerzen von Lac caninum, die von einer Seite zur anderen wechseln können. Dieses Symptom spiegelt ein tieferes Thema der Dualität wider: zwei Seiten, Selbst und Familie, Selbstlosigkeit und Selbstsucht. Wir sehen dies in Danielles Aussage: „Es gibt eine Seite von mir, die ich integriert habe. Ich möchte Danni genannt werden. Ich werde immer grimmiger. Ich kann fürsorglich sein, aber das ist nicht meine starke Seite. Früher wäre mir das peinlich gewesen, jetzt ist es einfach so."

Das erste Buch der Materia Medica Clinica von Massimo Mangialavori heißt Homöopathische Milchmittel. Es enthält Informationen zur Ausgangssubstanz, eine Materia Medica und zwei Fallbeispiele für jedes Arzneimittel. Zur Materia Medica gehört eine Liste der häufigsten Beschwerden, eine eingehende Untersuchung der Motive, der grundlegenden und charakteristischen Themen und Gruppenanalysen der Symptome. Ebenso werden die Persönlichkeitsstruktur und eine Differenzialdiagnose für jedes Mittel besprochen. Die im Buch besprochenen Arzneien sind: Lac caninum, Lac felinum, Lac vaccinum defloratum, Lac equinum, Lac caprinum, Lac delphinum, Lac glama, Lac asinum, Lac ovis, Lac suis, Lac lupinum, Lac leoninum, Lac humanum und Lac loxodonta africana.

 

[1] An Introductory Dictionary of Lacanian Psychoanalysis von Dylan Evans

... "Oblativität", ein Begriff, der von einigen Psychoanalytikern verwendet wird, um eine reife Form der Liebe zu bezeichnen, bei der man die andere Person für das liebt, was sie ist, und nicht für das, was sie geben kann....

 

 

 



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