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Indonesien: Eine Reise voller Vertrauen in die kleinen weißen Globuli

 
von Joanne Gundry
 

Was soll ich von meiner Indonesienreise berichten? Natürlich war es heiß, staubig, schmutzig und eine große Herausforderung, aber die Erlebnisse dort haben mir auch sehr viel gebracht, meinen Horizont erweitert und mich zu neuen Erkenntnissen geführt. Viele halten mich entweder für sehr mutig oder für ziemlich verrückt, weil ich so eine Reise unternommen habe. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich manches nicht vorher gewusst habe, denn sonst wäre ich wahrscheinlich nicht gefahren. Als Studentin im zweiten Studienjahr am „Bay of Plenty College“ für Homöopathie in Neuseeland fuhr ich los - nur mit wenigen homöopathischen Mitteln, meinem Kent Repertorium und 2 Therapiebüchern bewaffnet. Und ich kann Ihnen sagen: seien Sie vorsichtig mit dem, wofür Sie beten, es wird sich erfüllen – und vielleicht auf überraschende Art!

Ich ging an Bord eines Missionsschiffes nach Indonesien, auf dem sich vorwiegend allopathische Ärzte befanden – ich war die einzige homöopathische Krankenschwester. Wir fuhren zu den Mentawai Inseln, einer kleinen Gruppe von Inseln entlang der Küste von Sumatra, die auf vielen Karten nicht einmal verzeichnet ist. Die kleine Inselgruppe war 2005 schwer vom Tsunami betroffen.

Medan

Bei der Einfahrt in Medan zeigte sich schnell, dass wir uns nicht mehr in einem westlichen Land befanden. Unser Gepäck wurde durchsucht und auseinander gerissen, sämtliche  allopathischen Medikamente wurden konfisziert, um sie später zu öffnen und in kleinen Mengen auf dem Schwarzmarkt verkaufen zu können. Unsere Wickelbinden und Verbände ließen sie liegen, aber alles andere wurde uns weggenommen. Als ich an der Reihe war, wurde mein Gepäck ebenfalls kontrolliert; meine Globuli wurden inspiziert, ich sah mich im Geiste schon monatelang als Gefangene in einer winzigen, schmutzigen indonesischen

Zelle eingesperrt. Wie durch ein Wunder gab mir die Wache meine Globuli zurück und sagte in gebrochenem Englisch: „Nein, nicht gut, nicht gut.“ Jemand erklärte mir später, dass die „kleinen weißen Globuli“ „nicht gut“ seien, weil man sie nicht so gut aufteilen und verkaufen könne. Ich konnte es kaum glauben - ich war frei und konnte gehen, wohin ich wollte.

Also gingen wir los und wurden auch sogleich mit der harten Realität konfrontiert: Es gab kein Krankenhaus, keinen Krankenwagen, keinen Strom, kein fließendes Wasser, viele hatten nichts zu essen; meilenweit war keinerlei Hilfe zu bekommen. Die Menschen starben auf der Straße. Meine „Globuli“ und mein Glaube an Gott waren alles, was ich hatte.


Lepra 1
Leider waren die meisten Ärzte der Meinung, dass sie ohne ihre Medikamente nichts bewirken könnten und entschieden sich für die sofortige Heimreise. So blieb ich mit einer anderen Krankenschwester und einigen Rucksacktouristen zurück. Ich reiste fast 4 Wochen umher und behandelte in dieser kurzen Zeit fast 400 Patienten. Es gab extreme Fälle von Gangrän (voller Maden!) bis zu Denguefieber, Malaria, Tuberkulose und Lepra. Ich arbeitete 10 Tage in einer Lepra Kolonie, bevor wir begannen, verschiedene Kliniken entlang der Küste einzurichten. Die Menschen reisten stundenlang,

um sich von uns behandeln zu lassen. Sie warteten - bei einer Temperatur von 30 Grad - oft den ganzen Tag auf einen 15-minütigen Beratungstermin. Tut mir leid, dass ich nicht mehr Fotos machen konnte, aber meine Batterien waren irgendwann leer, und der nächste Supermarkt ist eine 3-Tages-Reise entfernt.

Nach 3tägiger Reise kamen wir erschöpft auf der Insel an. Gleich in der ersten Nacht nach meiner Ankunft wurde ich um 2 Uhr nachts zu einer Patientin gerufen. Es war eine ältere Frau von etwa 73 Jahren, die vor 3 Monaten gestürzt war. Die Familie hatte kein Geld für einen Arzt. Der einzige Missionsarzt auf der Insel hatte es abgelehnt, ihr zu helfen: „Sie wird


Lepra 2

sowieso sterben, und ich habe nur begrenzte Medikamentenvorräte und kann ihr nicht helfen.“ Also kümmerte sich niemand um sie und man ließ sie liegen, um unter Schmerzen zu sterben. Sie hatte die Hüfte gebrochen, und ihr Bein begann langsam zu verwesen. Ihre Familie wickelte es für mich aus, und ich wurde sofort von einem Fliegenschwarm begrüßt, der zwischen ihren Zehen heraus stiebte. Die Wunde roch nach faulem Fleisch, so schlimm, dass es mich würgte, und die Frau war außer sich vor Schmerzen. Sie warf sich von einer Seite auf die andere und schrie, um die Qual zu stoppen; die Blutvergiftung hatte

offenbar schon eingesetzt. Die Haut war so zerstört, dass sie schleimig war und sich vom Fuß abzulösen begann; ich wagte nicht, sie zu berühren, damit sie nicht an meinen Händen hängen blieb. Was konnte ich hier noch tun?

Faules Fleisch: Pyrogenium; Blutvergiftung: Arnica, heftige Schmerzen: Hypericum, alle 3 auf einmal. Man könnte einwenden: „Nein, du kannst nicht drei Mittel zusammen geben!“, Aber diese Frau hatte starke Schmerzen und sie musste schnell und effektiv behandelt werden. Ich gab die Mittel in 1M, alle 30 Sekunden etwa 5 Minuten lang, bis ich sah, dass die Schmerzen allmählich nachließen. Um 6 Uhr ging ich wieder zu ihr, um ihren Zustand zu überprüfen. In den letzten vier Stunden hatte sie wie ein Baby geschlafen, der üble Geruch war weg, und die Fliegen hatten sich einen anderen Platz gesucht. Jeweils eine weitere Gabe von Pyrogenium, Arnica und Hypericum 1M war alles, was nötig war.


Gangrän 1

Die Frau starb am nächsten Tag, aber sie glitt ohne Schmerzen hinüber, was für ihre Familie mehr bedeutete, als Worte ausdrücken können. Ihr Körper wurde aufgebahrt, damit ihr die Menschen die letzte Ehre erweisen konnten; ihr Gesicht war friedlich und ruhig und nicht mehr schmerzverzerrt. Die Teilnahme an ihrer Beerdigung war eine der demütigendsten Erfahrungen, die ich jemals gemacht habe.
Ein weiterer Fall war ein sehr ruhiger Fahrradrikscha-Fahrer mit einer Wunde am inneren Knöchel, die jedes Mal wieder aufriss, wenn er in die Pedale seiner Fahrradrikscha trat. Er

musste arbeiten, aber es wurde immer schlimmer, sobald er arbeitete, und so entstand ein Circulus vitiosus.

Er humpelte mit einer nässenden Wunde in die Klinik. Da er nicht sprach, hatte ich nichts, wovon ich ausgehen konnte, außer „honig-artige Flüssigkeit“; ich verschrieb (nach Nash) Graphites: „Nässende Absonderung; dicke, honig-ähnliche Flüssigkeit“. Er nahm Graphites C 200, 5 Gaben, einmal pro Minute, und ging weg. Er kam drei Tage später wieder. Der Ausfluss hatte aufgehört und die Wunde hatte begonnen gut zu verheilen. Weitere drei Tage später hatte sich die Wunde noch weiter verbessert, und das letzte Mal, als ich ihn sah, war sie vollständig verheilt.

Noch ein letzter Fall von einer Mutter, die in großer Angst mit ihrem Kind auf dem Arm in die Klinik gestürzt kam. Der Junge hatte eine Temperatur von 42°C; noch nie hatte ich ein so hohes Fieber erlebt. Das Kind lag in den Armen seiner Mutter; es trank ständig aus seiner Flasche und pinkelte genauso schnell wieder alles aus. Als ich versuchte, den Jungen hoch zu heben, so begann er zu schreien; legte ich ihn wieder in die Arme seiner Mutter, so war er ruhig. „Brummiger alter Bär mit großem Durst“; Bryonia 1M, alle 10 Sekunden. Seine Temperatur fiel innerhalb einer Minute auf 40°C, dann auf 38°C, und nur wenige Minuten später auf 37,5°C. Die Temperatur war nun unten, aber seine Haut war extrem heiß und trocken, so dass als nächstes Mittel Sulfur 1M (3 Gaben) gegeben wurde, was die heiße Haut wieder in den Normalzustand versetzte. 10 Minuten später stand das Kind auf, stolperte ein wenig im Behandlungsraum umher und warf einen erstaunten Blick auf eine gestresste Mutter und eine gestresste Homöopathin, als wollte es sagen: „Wozu all die Aufregung?“ Er ging dann raus zum Spielen.

 


Gangrän 2
Diese Erlebnisse haben meinen Glauben in die Homöopathie sehr bestärkt, trotz all der Krankheiten, die ich mir hätte einfangen können. Natürlich dachte ich auch daran mich  impfen zu lassen, aber es wäre scheinheilig gewesen, bei anderen auf die Homöopathie zu vertrauen, aber nicht für mich selbst. Ich nahm homöopathische Prophylaxen: Dengue-Fieber-Nosode, Nosoden für Polio, Tuberkulose, Malaria, Diphtherie, Meningitis, Cholera, Typhus, Tetanus, Hepatitis A & B-Kombination. Ich war nie krank; doch komischerweise wurden die meisten Gruppenmitglieder, die geimpft worden waren, krank. Schließlich baten sie mich,
ihnen mit den „kleinen weißen Kügelchen“ zu helfen, die zahlreiche Röntgengeräte überlebt und die unhygienischsten Bedingungen, die ich je gesehen habe, überstanden haben. Sie sind auf den Boden gefallen, wurden in schmutzigen Händen hin und her gerollt, und mit anderen Mitteln zusammen genommen... und trotzdem haben sie immer gewirkt!

Ich habe hier wunderschöne Erinnerungen gesammelt, die mich ein Leben lang begleiten werden. Ich bin überall zu Fuß hingelaufen, habe auf dreckigen Böden geschlafen und Wasser aus einem 15 Fuß tiefen Brunnen geschöpft. Ich musste mir Holz beschaffen und Feuer machen, bevor  ich Wasser kochen konnte. Ich habe gelernt, wie man einen Fisch mit einer ganz einfachen Angelschnur fängt, und habe eine Therapieberatung gegen Hilfe beim Ausnehmen eines Fisches getauscht. (Niemals werde ich den Aloe-Fall mit Hämorrhoiden so groß wie Trauben vergessen, noch wird der zufriedene Patient dies je vergessen.) Ich kann mit Gangrän und Maden umgehen, aber wenn mich ein toter Fisch anstarrt – das ist zuviel für mich! Das Leben ist schon komisch.

Boot zur Insel
Die Besucher waren phantastisch und wussten viel über den Sinn des Lebens. Sie überlebten mit so gut wie nichts und besaßen oft nur die Kleider, die sie auf dem Leib trugen; doch immer lud man mich zum Bleiben ein und bot mir etwas zu essen an. Immer bekam ich eine Tasse süßen Tee zu trinken, der  - wie ich erst später erfuhr – so wertvoll wie Gold und für besondere Gäste reserviert ist. Ich habe gelernt, dass Geld nicht immer glücklich macht - es sind die Menschen, die Dein Leben bereichern.

Und ich habe gelernt, dass Glück nicht dankbar macht - aber Dankbarkeit macht glücklich.

Fotos: Joanne Gundry
Kategorien: Fälle
Stichwort: extreme Armut, Lepra, Malaria, Tuberkulose, Dengue-Fieber, Gangrän
Mittel: Aloe vera, Arnika montana, Bryonia alba, Graphites, Hypericum perforatum, Pyrogenium, Sulfur

Indonesien: Eine Reise voller Vertrauen in die kleinen weißen Globuli

 
von Joanne Gundry
 

Was soll ich von meiner Indonesienreise berichten? Natürlich war es heiß, staubig, schmutzig und eine große Herausforderung, aber die Erlebnisse dort haben mir auch sehr viel gebracht, meinen Horizont erweitert und mich zu neuen Erkenntnissen geführt. Viele halten mich entweder für sehr mutig oder für ziemlich verrückt, weil ich so eine Reise unternommen habe. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich manches nicht vorher gewusst habe, denn sonst wäre ich wahrscheinlich nicht gefahren. Als Studentin im zweiten Studienjahr am „Bay of Plenty College“ für Homöopathie in Neuseeland fuhr ich los - nur mit wenigen homöopathischen Mitteln, meinem Kent Repertorium und 2 Therapiebüchern bewaffnet. Und ich kann Ihnen sagen: seien Sie vorsichtig mit dem, wofür Sie beten, es wird sich erfüllen – und vielleicht auf überraschende Art!

Ich ging an Bord eines Missionsschiffes nach Indonesien, auf dem sich vorwiegend allopathische Ärzte befanden – ich war die einzige homöopathische Krankenschwester. Wir fuhren zu den Mentawai Inseln, einer kleinen Gruppe von Inseln entlang der Küste von Sumatra, die auf vielen Karten nicht einmal verzeichnet ist. Die kleine Inselgruppe war 2005 schwer vom Tsunami betroffen.

Medan

Bei der Einfahrt in Medan zeigte sich schnell, dass wir uns nicht mehr in einem westlichen Land befanden. Unser Gepäck wurde durchsucht und auseinander gerissen, sämtliche  allopathischen Medikamente wurden konfisziert, um sie später zu öffnen und in kleinen Mengen auf dem Schwarzmarkt verkaufen zu können. Unsere Wickelbinden und Verbände ließen sie liegen, aber alles andere wurde uns weggenommen. Als ich an der Reihe war, wurde mein Gepäck ebenfalls kontrolliert; meine Globuli wurden inspiziert, ich sah mich im Geiste schon monatelang als Gefangene in einer winzigen, schmutzigen indonesischen

Zelle eingesperrt. Wie durch ein Wunder gab mir die Wache meine Globuli zurück und sagte in gebrochenem Englisch: „Nein, nicht gut, nicht gut.“ Jemand erklärte mir später, dass die „kleinen weißen Globuli“ „nicht gut“ seien, weil man sie nicht so gut aufteilen und verkaufen könne. Ich konnte es kaum glauben - ich war frei und konnte gehen, wohin ich wollte.

Also gingen wir los und wurden auch sogleich mit der harten Realität konfrontiert: Es gab kein Krankenhaus, keinen Krankenwagen, keinen Strom, kein fließendes Wasser, viele hatten nichts zu essen; meilenweit war keinerlei Hilfe zu bekommen. Die Menschen starben auf der Straße. Meine „Globuli“ und mein Glaube an Gott waren alles, was ich hatte.


Lepra 1
Leider waren die meisten Ärzte der Meinung, dass sie ohne ihre Medikamente nichts bewirken könnten und entschieden sich für die sofortige Heimreise. So blieb ich mit einer anderen Krankenschwester und einigen Rucksacktouristen zurück. Ich reiste fast 4 Wochen umher und behandelte in dieser kurzen Zeit fast 400 Patienten. Es gab extreme Fälle von Gangrän (voller Maden!) bis zu Denguefieber, Malaria, Tuberkulose und Lepra. Ich arbeitete 10 Tage in einer Lepra Kolonie, bevor wir begannen, verschiedene Kliniken entlang der Küste einzurichten. Die Menschen reisten stundenlang,

um sich von uns behandeln zu lassen. Sie warteten - bei einer Temperatur von 30 Grad - oft den ganzen Tag auf einen 15-minütigen Beratungstermin. Tut mir leid, dass ich nicht mehr Fotos machen konnte, aber meine Batterien waren irgendwann leer, und der nächste Supermarkt ist eine 3-Tages-Reise entfernt.

Nach 3tägiger Reise kamen wir erschöpft auf der Insel an. Gleich in der ersten Nacht nach meiner Ankunft wurde ich um 2 Uhr nachts zu einer Patientin gerufen. Es war eine ältere Frau von etwa 73 Jahren, die vor 3 Monaten gestürzt war. Die Familie hatte kein Geld für einen Arzt. Der einzige Missionsarzt auf der Insel hatte es abgelehnt, ihr zu helfen: „Sie wird


Lepra 2

sowieso sterben, und ich habe nur begrenzte Medikamentenvorräte und kann ihr nicht helfen.“ Also kümmerte sich niemand um sie und man ließ sie liegen, um unter Schmerzen zu sterben. Sie hatte die Hüfte gebrochen, und ihr Bein begann langsam zu verwesen. Ihre Familie wickelte es für mich aus, und ich wurde sofort von einem Fliegenschwarm begrüßt, der zwischen ihren Zehen heraus stiebte. Die Wunde roch nach faulem Fleisch, so schlimm, dass es mich würgte, und die Frau war außer sich vor Schmerzen. Sie warf sich von einer Seite auf die andere und schrie, um die Qual zu stoppen; die Blutvergiftung hatte

offenbar schon eingesetzt. Die Haut war so zerstört, dass sie schleimig war und sich vom Fuß abzulösen begann; ich wagte nicht, sie zu berühren, damit sie nicht an meinen Händen hängen blieb. Was konnte ich hier noch tun?

Faules Fleisch: Pyrogenium; Blutvergiftung: Arnica, heftige Schmerzen: Hypericum, alle 3 auf einmal. Man könnte einwenden: „Nein, du kannst nicht drei Mittel zusammen geben!“, Aber diese Frau hatte starke Schmerzen und sie musste schnell und effektiv behandelt werden. Ich gab die Mittel in 1M, alle 30 Sekunden etwa 5 Minuten lang, bis ich sah, dass die Schmerzen allmählich nachließen. Um 6 Uhr ging ich wieder zu ihr, um ihren Zustand zu überprüfen. In den letzten vier Stunden hatte sie wie ein Baby geschlafen, der üble Geruch war weg, und die Fliegen hatten sich einen anderen Platz gesucht. Jeweils eine weitere Gabe von Pyrogenium, Arnica und Hypericum 1M war alles, was nötig war.


Gangrän 1

Die Frau starb am nächsten Tag, aber sie glitt ohne Schmerzen hinüber, was für ihre Familie mehr bedeutete, als Worte ausdrücken können. Ihr Körper wurde aufgebahrt, damit ihr die Menschen die letzte Ehre erweisen konnten; ihr Gesicht war friedlich und ruhig und nicht mehr schmerzverzerrt. Die Teilnahme an ihrer Beerdigung war eine der demütigendsten Erfahrungen, die ich jemals gemacht habe.
Ein weiterer Fall war ein sehr ruhiger Fahrradrikscha-Fahrer mit einer Wunde am inneren Knöchel, die jedes Mal wieder aufriss, wenn er in die Pedale seiner Fahrradrikscha trat. Er

musste arbeiten, aber es wurde immer schlimmer, sobald er arbeitete, und so entstand ein Circulus vitiosus.

Er humpelte mit einer nässenden Wunde in die Klinik. Da er nicht sprach, hatte ich nichts, wovon ich ausgehen konnte, außer „honig-artige Flüssigkeit“; ich verschrieb (nach Nash) Graphites: „Nässende Absonderung; dicke, honig-ähnliche Flüssigkeit“. Er nahm Graphites C 200, 5 Gaben, einmal pro Minute, und ging weg. Er kam drei Tage später wieder. Der Ausfluss hatte aufgehört und die Wunde hatte begonnen gut zu verheilen. Weitere drei Tage später hatte sich die Wunde noch weiter verbessert, und das letzte Mal, als ich ihn sah, war sie vollständig verheilt.

Noch ein letzter Fall von einer Mutter, die in großer Angst mit ihrem Kind auf dem Arm in die Klinik gestürzt kam. Der Junge hatte eine Temperatur von 42°C; noch nie hatte ich ein so hohes Fieber erlebt. Das Kind lag in den Armen seiner Mutter; es trank ständig aus seiner Flasche und pinkelte genauso schnell wieder alles aus. Als ich versuchte, den Jungen hoch zu heben, so begann er zu schreien; legte ich ihn wieder in die Arme seiner Mutter, so war er ruhig. „Brummiger alter Bär mit großem Durst“; Bryonia 1M, alle 10 Sekunden. Seine Temperatur fiel innerhalb einer Minute auf 40°C, dann auf 38°C, und nur wenige Minuten später auf 37,5°C. Die Temperatur war nun unten, aber seine Haut war extrem heiß und trocken, so dass als nächstes Mittel Sulfur 1M (3 Gaben) gegeben wurde, was die heiße Haut wieder in den Normalzustand versetzte. 10 Minuten später stand das Kind auf, stolperte ein wenig im Behandlungsraum umher und warf einen erstaunten Blick auf eine gestresste Mutter und eine gestresste Homöopathin, als wollte es sagen: „Wozu all die Aufregung?“ Er ging dann raus zum Spielen.

 


Gangrän 2
Diese Erlebnisse haben meinen Glauben in die Homöopathie sehr bestärkt, trotz all der Krankheiten, die ich mir hätte einfangen können. Natürlich dachte ich auch daran mich  impfen zu lassen, aber es wäre scheinheilig gewesen, bei anderen auf die Homöopathie zu vertrauen, aber nicht für mich selbst. Ich nahm homöopathische Prophylaxen: Dengue-Fieber-Nosode, Nosoden für Polio, Tuberkulose, Malaria, Diphtherie, Meningitis, Cholera, Typhus, Tetanus, Hepatitis A & B-Kombination. Ich war nie krank; doch komischerweise wurden die meisten Gruppenmitglieder, die geimpft worden waren, krank. Schließlich baten sie mich,
ihnen mit den „kleinen weißen Kügelchen“ zu helfen, die zahlreiche Röntgengeräte überlebt und die unhygienischsten Bedingungen, die ich je gesehen habe, überstanden haben. Sie sind auf den Boden gefallen, wurden in schmutzigen Händen hin und her gerollt, und mit anderen Mitteln zusammen genommen... und trotzdem haben sie immer gewirkt!

Ich habe hier wunderschöne Erinnerungen gesammelt, die mich ein Leben lang begleiten werden. Ich bin überall zu Fuß hingelaufen, habe auf dreckigen Böden geschlafen und Wasser aus einem 15 Fuß tiefen Brunnen geschöpft. Ich musste mir Holz beschaffen und Feuer machen, bevor  ich Wasser kochen konnte. Ich habe gelernt, wie man einen Fisch mit einer ganz einfachen Angelschnur fängt, und habe eine Therapieberatung gegen Hilfe beim Ausnehmen eines Fisches getauscht. (Niemals werde ich den Aloe-Fall mit Hämorrhoiden so groß wie Trauben vergessen, noch wird der zufriedene Patient dies je vergessen.) Ich kann mit Gangrän und Maden umgehen, aber wenn mich ein toter Fisch anstarrt – das ist zuviel für mich! Das Leben ist schon komisch.

Boot zur Insel
Die Besucher waren phantastisch und wussten viel über den Sinn des Lebens. Sie überlebten mit so gut wie nichts und besaßen oft nur die Kleider, die sie auf dem Leib trugen; doch immer lud man mich zum Bleiben ein und bot mir etwas zu essen an. Immer bekam ich eine Tasse süßen Tee zu trinken, der  - wie ich erst später erfuhr – so wertvoll wie Gold und für besondere Gäste reserviert ist. Ich habe gelernt, dass Geld nicht immer glücklich macht - es sind die Menschen, die Dein Leben bereichern.

Und ich habe gelernt, dass Glück nicht dankbar macht - aber Dankbarkeit macht glücklich.

Fotos: Joanne Gundry
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Mittel: Aloe vera, Arnika montana, Bryonia alba, Graphites, Hypericum perforatum, Pyrogenium, Sulfur




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Claudia

vor 10 Monaten
Achtung vor dem Leben
Herzlichen Dank, dass Sie Ihre wertvollen Erlebenisse mit uns geteilt haben weiterlesen ...
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