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Einleitung - Materia Medica Auszug aus

Kurzgefasste Arzneimittellehre (Materia Medica) von Constantin Hering

Einleitung

Vorrede zur dritten Auflage

Bei der Bearbeitung der dritten Ausgabe von Herings Kurzgefasste Arzneimittellehre habe ich manches hinzugefügt und einige wenige typographische Irrtümer verbessert, um aber dem von uns betrauerten Autor gerecht zu werden, an dem Inhalt im Wesentlichen, wie er uns hinterlassen ist, nichts geändert.

Mehr als zwanzig neue Mittel habe ich vollständig, dem Plan des Buches entsprechend geordnet, aufgenommen; über vierzig nur zum Teil geprüfte Drogen mit kurzen aber entscheidenden Indikationen sind den Abteilungen über "verwandte Mittel" hinzugefügt. Diese habe ich in alphabetischer Reihe geordnet und klassifiziert.

Außerdem habe ich ungefähr sechshundert wohl ausgewählte und bestätigte Symptome an zugehöriger Stelle in den Text eingefügt.

Alle neueren Werke wurden für dieses Werk ausgenutzt und selbst aus Privatquellen wurde reichlich geschöpft; stets jedoch waltete bei der Auswahl eine große Vorsicht. Plan und Zweck verlangen sowohl klinische als auch pathogenetische Symptome. Von den ersteren wurden nur die gewählt, welche mit den Prüfungen übereinstimmen und mit voller Gewissheit ihre Echtheit dartun. Solche Sichtungen beanspruchen ein scharfes Urteil und viel Zeit. Aber ich darf wohl annehmen, dass der daraus entspringende Nutzen bei Weitem die Mühe überwiegt.

Das Buch wird nun den Berufsgenossen und den Studierenden übergeben, nicht um mit anderen Werken zu rivalisieren, sondern als ein reicher Schatz von Belehrung aus der gesamten homöopathischen Literatur, und als eine Nachlese aus der umfangreichen Sammlung, welche Dr. Hering während eines halben Jahrhunderts medizinischer Studien und Arbeiten zusammentrug.

 

 

Philadelphia, 1. Oktober 1884 E. A. Farrington

Einleitung von Constantin Hering

Indem der Verfasser dieses Werk den Berufsgenossen übergibt, wünscht er, dass dasselbe nicht so aufgefasst werde, als ob es, in dieser Weise zusammengedrängt, das Studium oder den Gebrauch einer ausführlichen Materia Medica ersetzen solle; noch auch darf etwa angenommen werden, dass er irgendetwas Ungenaues oder Unrichtiges in den Originalwerken von Hahnemann vorausgesetzt habe; denn nachdem dieselben fast dreiviertel Jahrhundert hindurch täglich genau durchgeprüft sind, muss man anerkennen, dass sie den Stempel von dem Geiste eines Meisters tragen, welchen eine fast intuitive Auffassungskraft in dem Werke geleitet hat.

Die wahre Absicht beim Verfassen dieses Werkes war, dem die Homöopathie Studierenden das absolut notwendige Material so abgekürzt zu geben, dass es ihn in den Stand setzt, in einer verhältnismäßig kurzen Zeit sich die Kenntnis solcher wichtigen Leitsymptome anzueignen, welche die Charakteristik eines jeden Mittels bilden, eine Kenntnis, wie sie für den täglichen praktischen Gebrauch unumgänglich notwendig ist. Die größeren und vollständigeren Werke bieten, wenn durch nichts weiter, so doch durch ihren Umfang große Hindernisse für die schnelle Aneignung der praktischen Kenntnis des einem jeden Mittel Eigentümlichen. Um diese zu überwinden, hat man sich schon früher bemüht, das Material der größeren Werke kürzer zusammenzufassen. Klinische Erfahrung allein kann die Symptome, welche man durch Prüfungen erhielt, bestätigen; sie gewinnen wir täglich und ziehen Nutzen daraus. Jahr für Jahr waren wir durch diese Erfahrungen in der Lage, Weizen von Spreu zu sondern. Wir haben jetzt wenigstens einen schönen Prozentsatz guten Weizens aufgespeichert - und die Erntezeit ist noch nicht vorüber.

Das Material für dieses Werk wurde aus dem Manuskript und anderem Material ausgewählt, welches ich für ein größeres Werk über bestätigte und wichtige Symptome Leitsymptome unserer Materia Medica gesammelt hatte. Jetzt ist dasselbe, auf welches ich manches Jahr mühevoller Forschung verwendet habe, soweit vollendet, dass es veröffentlicht werden kann.

Nicht alle unsere Mittel werden hier gegeben, da dieses Werk als ein Textbuch, ein Handbuch, nicht als eine vollständige Materia Medica anzusehen ist; und wie es einerseits wünschenswert war, es kürzer zusammenzufassen, so war es andererseits auch notwendig, die wirklich brauchbaren Symptome in genügender Vollständigkeit zu geben, um so ein Bild von jedem Mittel in seiner praktischen Brauchbarkeit zu bieten; so war es unmöglich, mehr Mittel zu geben, ohne den Umfang des Buches so zu vergrößern, dass es für seinen Zweck untauglich geworden wäre.

Wenn wir die Anordnung der Symptome betrachten, so finden wir, dass sie der in der „analytischen Therapie” gebräuchlichen entsprechen; zum vollen Verständnis vergleiche man die Einleitung zu derselben.

Die Symptome eines jeden Mittels sind folgendermaßen in 48 Abschnitte untergebracht: 1. Geist, Gemüt und Stimmung, es enthält alle Geistes- und Gemütszustände.

2. Sensorium, umfasst die Überempfindlichkeit und Reizbarkeit des Gehirns und der Sinne, Schwindel, Benommenheit usw. 3. Innerer Kopf, Schmerzen usw. 4. Äußerer Kopf, Symptome der Knochen, des Periosts, der Haut und des Haares; desgleichen Bewegungen und Stellungen des Kopfes. 5. Gesicht und Augen. 6. Gehör und Ohren. 7. Geruch und Nase. 8. Gesicht, einschließlich des Ausdruckes usw. 9. Unterkiefer; äußerer Mund, Kinn und Submaxillardrüsen. 10. Zähne und Zahnfleisch. 11. Geschmack, Sprache und Zunge. 12. Innerer Mund. 13. Gaumen und Schlund. 14. Verlangen nach Essen und Getränk. 15. Einfluss des Essens und Trinkens. 16. Gastrische Symptome. 17. Epigastrium. 18. Hypochondrien. 19. Unterleib. 20. Mastdarm und After, einschließlich des Abgangs von Blähungen, Stuhlausleerungen und Hämorrhoiden. 21. Harnwerkzeuge und Harn. 22. Männliche Geschlechtsfunktionen und Organe. 23. Weibliche Geschlechtsorgane. 24. Schwangerschaft und Entbindung, einschließlich der Brustdrüse und Beschwerden der Säuglinge. 25. Stimme und Kehlkopf. 26. Respiration. 27. Husten. 28. Innere Brust und Lungen. 29. Herz und Blutzirkulation. 30. Äußere Brust. 31. Hals und Rücken. 32. Oberglieder. 33. Unterglieder. 34. Die Gliedmassen im Allgemeinen. 35. Ruhe, Bewegung und Lage; bei Angabe der Veränderungen wird auf die Abteilungszahlen verwiesen. 36. Nerven; diese Abteilung umfasst Symptome, welche mehr das Nervensystem insbesondere berühren; Zittern und Krämpfe, Schwäche, Lähmigkeit oder Lähmung. 37. Schlaf und Träume. 38. Tageszeiten, auf die Abteilungszahlen verwiesen. 39. Temperatur und Wetter, verwiesen. 40. Frost, Fieber und Schweiß. 41. Anfälle und Periodizität, verwiesen. 42. Die Seiten und Beziehung auf den Raum, verwiesen. 43. Empfindungen; vorherrschende Gefühle. 44. Gewebe - in einem Werke dieses Charakters darf nur wenig über diesen Gegenstand gesprochen werden; in den Leitsymptomen ist mehr Gewicht darauf gelegt. 45. Passive Bewegung, Berührung, Verletzungen usw. 46. Haut. 47. Lebensalter, Konstitution, Diathese, Dyskrasie. 48. Verwandtschaft mit anderen Arzneimitteln. Der Bequemlichkeit und Raumersparnis wegen werden einige dieser Titel durch das ganze Werk gekürzt.

Das der dritten Abteilungsstufe in Bönninghausens Repertorium entsprechende I hat hier mehr Bedeutung als in den Leitsymptomen; dort steht es vor den durch Heilungen bestätigten Symptomen, hier bezeichnet es in den meisten Fällen charakteristische Symptome.

Der griechische Buchstabe Θ (Theta) ist gelegentlich (nicht in der Ausdehnung wie in den Leitsymptomen) zur Bezeichnung des pathologischen oder physiologischen Zustandes, auf welchen sich das Symptom bezieht, gebraucht worden.

Die möglichste Sorgfalt wurde auf dieses Werk verwendet, damit es sich als ein zuverlässiges Handbuch zum Gebrauch der Studenten, namentlich der Berufsgenossen bewährt.

Der Verfasser schuldet Dank dem Dr. C. G. Raue für seine sorgfältige und systematische Anordnung der Geistes- und Gemütssymptome, den Dr. Dr. Korndörfer und Farrington für ihren Beistand bei der ersten und den Dr. Dr. Knerr und Mohr für den Ihrigen bei der zweiten Ausgabe; desgleichen allen Freunden, welche gütiger Weise Korrekturen und Ergänzungen eingesendet haben.

 

Constantin Hering


1. deutsche Ausgabe 2008

ISBN 978-3-93993121-8

Titel der englischen Original-Ausgabe: Condensed Materia Medica, 4th edition 1894

Übersetzt von Bruno Gisevius
Überarbeitet von Silke Burzlaff

Herausgeber: Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, 79400 Kandern

© 2008, Narayana Verlag

© Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form - mechanisch, elektronisch, fotografisch reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.



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